Hundegebell statt Katzenjammer: was ein Züchter gerne von einem Welpeninteressenten wissen möchte – und warum ein »Wow!« immer größeren Eindruck hinterlässt.
Betreff:
Welpe gesucht
Sind auf der Suche nach einem Border Collie, weiblich. Was sollen die denn kosten? Schönen Gruß.
Ähnliches lese ich als Züchter immer wieder – die Rechtschreibung und den Rassenamen habe ich an dieser Stelle recht freimütig korrigiert –, und immer wieder stellt sich mir dabei die Frage, was sich der Schreiber, respektive: die Schreiberin, von einer so lasch und lieblos formulierten Anfrage verspricht. Es ist nicht so, dass ich bei der ersten Kontaktaufnahme eines Welpeninteressenten seine komplette Lebensgeschichte erfahren will – nein, das wäre vermessen –, aber etwas mehr möchte ich dann doch gerne über den anderen wissen, der schließlich hofft, dass ich ihm einen meiner Welpen anvertrauen werde (den letzten Halbsatz dürfen Sie sich gerne in Großbuchstaben vorstellen).
Wenn ich die Wahl habe – und in der Regel haben wir schon lange vor der Geburt weit mehr Anfragen für einen Wurf, als Welpen geboren werden –, wird alles, was mich nicht überzeugt, was – mit etwas mehr Pathos gesprochen – den Worten nach nicht mit der gleichen Leidenschaft für die Rasse zu brennen scheint, frühzeitig aussortiert. Einfacher ausgedrückt: wem es nicht gelingt, Kopf und Bauch gleichermaßen zu überzeugen, der muss sich mit Katzenjammer statt Hundegebell zufrieden geben.
Für weniger Kopfzerbrechen:
Was ich als Züchter wissen möchte
Wer sind Sie, wo leben Sie, wer gehört zu ihrem Haushalt? Gibt es Kinder – und wenn ja: in welchem Alter sind sie? Haben Sie Haus und Garten, eine Mietwohnung – und wenn letzteres: ist die Hundehaltung vom Vermieter grundsätzlich erlaubt? Wenn Sie berufstätig sind: wie lange sind sie täglich außer Haus? Und – insofern Sie täglich acht oder mehr Stunden arbeiten müssen: wer übernimmt die Betreuung des Hundes während ihrer Arbeitszeiten? Haben Sie bereits Erfahrung mit Hunden? Sich ausreichend über die Rasse informiert? Wenn Sie noch keinen eigenen Hund hatten: sind bei Ihnen oder anderen Familienmitgliedern etwaige Allergien ausgeschlossen? Leben weitere Hunde in ihrem Haushalt? Soll der Hund später sportlich geführt werden, auf Ausstellungen gehen? Wünschen Sie sich einen Rüden oder eine Hündin, und wären Sie – insofern zu viele Anfragen für das gewünschte Geschlecht vorliegen oder sich die Wurfplanung zeitlich verschiebt – auch bereit, länger auf ihren Welpen zu warten?
Denn – auch wenn ich per se nichts gegen Katzen habe (dem Kalauer wegen: zumindest nichts, das hilft): ein begeistertes »Wow!« hinterlässt unterm Strich eben doch immer größeren Eindruck, als ein verhaltenes »Mi-AU!«.
Katerstimmung – so lautete auch das Thema, das ich unseren Welpenkäufern über den Jahreswechsel aufgegeben hatte. Dabei herausgekommen sind, wie man sieht, eine ganze Menge Katzen – aber auch der eine oder andere verkaterte Hund …
© Johannes Willwacher