Zum Jahresende: über Hoffnungen und Träume, Anstrengungen und beste Absichten. Und was das mit Hunden und Ballspielen zu tun hat.
Wer nichts wagt, der darf nichts hoffen.
»Wallenstein«, Friedrich Schiller (1798)
Wenn du einen Ball wirfst, dann ahnst du bloß die Richtung, die er in seiner Flugbahn nehmen wird, kannst aber niemals mit Bestimmtheit sagen, wo genau er aufschlagen wird. Vielleicht wird er von einer Windböe abgelenkt und nimmt eine andere Richtung, vielleicht lässt du einen Moment zu spät los, so dass er – statt schnurgerade über das weite Feld zu fliegen – im steilen Winkel nach oben schnellt und dir – trotz Kraft, Anstrengung und besten Absichten – gleich wieder vor die Füße fällt. Aber selbst wenn der Ball beinahe dort aufkommt, wo ihn die Absicht hinlenken wollte, bleibt es fraglich, ob der Hund ihn findet, ob er – weil er einen kurzen Moment zu früh losgerannt ist – vergeblich suchend im Kreis läuft, und du dich schließlich selbst auf den Weg machen musst, um das Spielzeug einzusammeln. Und hat er ihn: wirft er ihn dir auffordernd vor die Füße, gibt er ihn dir in die Hand – oder rennt er, mit einem frechen Blick nach hinten, damit einfach davon?
Ein neues Jahr ist wie Ballspielen. Man macht Pläne, trifft Vorbereitungen und wünscht sich, dass dieses oder jenes eintreffen wird. Ein neues Jahr ist wie Ballspielen – nur dass man, statt dem Ball, seine Hoffnungen und Träume in die Hand nimmt, sie in die Luft wirft und sich wünscht, dass sie wahr werden, den richtigen Weg finden. Dass sich Kraft, Anstrengung und beste Absichten auszahlen. Dass niemand kommt, der sagt, dass das Spielen schlecht ist, dass man sich selbst so nur zum Junkie erzieht, immer mehr davon braucht, nichts anderes mehr sehen, hören und fühlen kann. Kann man aber zu wenig Träume, zu wenig Hoffnung haben? Zu wenig versuchen?
Also los. Wirf schon!
© Johannes Willwacher