Border Collie Hündin Ida feiert ihren siebten Geburtstag
26|12|2017 – Ida fei­ert ihren sieb­ten Geburtstag

Über Ausgesprochenes und Unausgesprochenes – und über eine Border Collie Hündin, die allen Widrigkeiten zum Trotz heute ihren siebten Geburtstag feiert.

It’s ama­zing how you
can speak right to my heart.
Wit­hout say­ing a word,
you can light up the dark.

Für dich ist es ein Tag wie jeder ande­re. Einer, der damit beginnt, dass du in dem gro­ßen Hun­de­korb auf­wachst, der im Wohn­zim­mer unter dem Fens­ter zum Gar­ten steht, dich lang­sam streckst, um schließ­lich zwei Schrit­te zu gehen, dei­ne Schnau­ze auf die brei­te Leh­ne des Sofas zu legen, und mit einem Schwanz­we­deln zu ver­kün­den, dass der Tag begon­nen hat. Meis­tens ist es dann kurz nach fünf – und meis­tens sit­ze ich bereits mit einer Tas­se Kaf­fee in der Hand auf dem Sofa, gäh­ne viel­leicht, oder rei­be mir den Schlaf aus den Augen, wäh­rend die ande­re Hand dich hin­ter den Ohren krault, dei­nen Kopf tät­schelt, dich mit einem ange­deu­te­ten »Mein-lin­ker-lin­ker-Platz-ist-frei« auf­for­dert, es dir neben mir gemüt­lich zu machen. Was du an jedem Mor­gen tust – weil die ers­te Stun­de des Tages immer nur dir gehört. Ich trin­ke drei Tas­sen Kaf­fee. Du bekommst drei­tau­send Strei­chel­ein­hei­ten. Von dem, was dar­auf folgt – in der Stun­de bis die drei ande­ren Hun­de für gewöhn­lich auf­ste­hen –, von den Hand­tü­chern, Eich­hörn­chen und Mäu­sen, schrei­be ich lie­ber nichts, weil Dirk ohne­hin behaup­tet, ich sei zu nach­sich­tig mit dir, lie­ße dir viel zu vie­le Albern­hei­ten durch­ge­hen. Damit hat er zwar Recht – und ich tue es ger­ne –, aber das muss er ja nicht wissen.

Für dich ist es ein Tag wie jeder ande­re – weil du ein Hund bist, und du dein Leben nicht in Geburts­ta­gen, viel­leicht nur in Spa­zier­gän­gen, Tan­nen­zap­fen oder Gum­mi­bär­chen misst. Für mich ist dein sieb­ter Geburts­tag ein Tag, von dem ich im ver­gan­ge­nen Jahr oft­mals dach­te, dass wir ihn nicht erle­ben, nie­mals fei­ern wer­den. Und auch wenn du heu­te mor­gen vor mir sitzt und ich dir einen Kuss auf die feuch­te Nase drü­cke, geschieht das nicht ohne Zwei­fel, ohne Angst – nicht ohne den Gedan­ken, dich zu ver­lie­ren. Wegen der Krank­heit, die dich nun dein hal­bes Leben lang beglei­tet, wegen dem, was vom Krebs übrig geblie­ben ist, was viel­leicht längst unbe­merkt zwi­schen Herz und Lun­ge wei­ter gewach­sen ist. Wenn man jeden Tag in dem Bewusst­sein beginnt, dass er der letz­te sein könn­te, macht das aber nicht nur Angst. Es macht auch jeden Tag beson­ders. Dei­nen Geburts­tag umso mehr.

Ich könn­te noch viel mehr schrei­ben. Über dich, über alles, was ich durch dich gelernt habe – über mich selbst, über ande­re Men­schen, über das, was man­che erwar­ten und selbst nicht ein­hal­ten kön­nen, über eine gesun­de Zucht, über Ver­ant­wor­tung, Ver­spre­chun­gen, Ent­täu­schun­gen, über das Leben und den Tod. Statt­des­sen bin ich bloß dank­bar. Dank­bar, dass du mir in die­sem Moment gegen­über­sitzt, ein Stück dei­ner Zun­ge zwi­schen den Zäh­nen ein­ge­klemmt. Dank­bar, dass die­ser Moment andau­ert. Für dich, Ida.

You say it best when you
say not­hing at all.

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