Herbstspaziergang: während der Hund mit der Nase im nassen Laub wühlt, bekommen die Gedanken Flügel. Über Werden, Wachsen und Loslassen.
An manchen Tagen fragt man sich, was das schon ist – so ein Hundeleben. Ein kurzer Augenblick, verglichen mit dem eigenen – oder, im Lauf der Jahreszeiten, nicht viel mehr als ein paar warme Sommertage, bevor der Herbst anbricht.
Man schaut einem jungen Hund beim Aufwachsen zu, so wie man im Frühjahr die Knospen der Bäume aufspringen sieht. Man sieht junges Grün, das stärker und kräftig wird, sich streckt und versonnen in der Sommerbrise segelt, dem weder Regen noch Wind etwas anhaben können. Man ahnt, dass die Tage des Sommers nicht ewig sind, bald gezählt sein werden, ahnt, dass, wenn die ersten Herbststürme an den Ästen zerren, es alle Kraft braucht, um sich gegen die Zeit zu stemmen. Dass auf das Wachsen und Werden unweigerlich das Loslassen folgt.
Und trotzdem tut man es. Gibt einem jungen Hund ein Zuhause. Lässt sich darauf ein, obwohl man nur verlieren kann. Vielleicht, weil es die wenigen Sommertage wert sind. Jeder einzelne davon. Vielleicht, weil man hofft, dass auf den Herbst ein zweiter Herbst folgt, der mild, klar und sonnig ist. Dass schwarze Wolken und Herbststürme ausbleiben. Und auch der Winter auf sich warten lässt. Dass es Herbst ist und Herbst bleibt. So wie der Hund bleiben wird. Immer jung. Immer da.
Comments are closed.