30|10|2017 – Ida und Heidi
30|10|2017 – Ida und Heidi

Herbstspaziergang: während der Hund mit der Nase im nassen Laub wühlt, bekommen die Gedanken Flügel. Über Werden, Wachsen und Loslassen.

An man­chen Tagen fragt man sich, was das schon ist – so ein Hun­de­le­ben. Ein kur­zer Augen­blick, ver­gli­chen mit dem eige­nen – oder, im Lauf der Jah­res­zei­ten, nicht viel mehr als ein paar war­me Som­mer­ta­ge, bevor der Herbst anbricht.

Man schaut einem jun­gen Hund beim Auf­wach­sen zu, so wie man im Früh­jahr die Knos­pen der Bäu­me auf­sprin­gen sieht. Man sieht jun­ges Grün, das stär­ker und kräf­tig wird, sich streckt und ver­son­nen in der Som­mer­bri­se segelt, dem weder Regen noch Wind etwas anha­ben kön­nen. Man ahnt, dass die Tage des Som­mers nicht ewig sind, bald gezählt sein wer­den, ahnt, dass, wenn die ers­ten Herbst­stür­me an den Ästen zer­ren, es alle Kraft braucht, um sich gegen die Zeit zu stem­men. Dass auf das Wach­sen und Wer­den unwei­ger­lich das Los­las­sen folgt.

Illustration-Herbst

Und trotz­dem tut man es. Gibt einem jun­gen Hund ein Zuhau­se. Lässt sich dar­auf ein, obwohl man nur ver­lie­ren kann. Viel­leicht, weil es die weni­gen Som­mer­ta­ge wert sind. Jeder ein­zel­ne davon. Viel­leicht, weil man hofft, dass auf den Herbst ein zwei­ter Herbst folgt, der mild, klar und son­nig ist. Dass schwar­ze Wol­ken und Herbst­stür­me aus­blei­ben. Und auch der Win­ter auf sich war­ten lässt. Dass es Herbst ist und Herbst bleibt. So wie der Hund blei­ben wird. Immer jung. Immer da.

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