Über vierbeinige beste Freunde, Zecken und Flöhe und das ultimative Kussverbot: was darf ein Hund – und was nicht?
Schlapp – und einmal durchs Gesicht. Ich kenne da ja nichts. Ganz gleich wo er oder sie mit seiner oder ihrer Zunge vorher gewesen ist, ich halte es bei Küsschen gerne mit der Ferrero-Regel: guten Freunden gibt man eins – oder auch zwei. Sieht natürlich nicht jeder so – und manchem zieht allein schon die Vorstellung den Stecker, dass der Hund, ein Hund – ein Wildfremder, Gott bewahre! – ihm den langen Lecker über Mund und Nase ziehen könnte. »Lass ihn doch«, sage ich. Aber die …
Wer es mit der Hygiene zu genau nimmt, der sagt: »Ein Hund, der hat Zecken und Flöhe, steckt seine Nase in jeden Mist, ein Hund hat im Bett – zwischen Kissen und Decken und nackter Haut – nichts zu suchen und – man denke nur an Bakterien und Keime, an Spucke und Speichel und das ganze dreckige Drumherum – wer sich von Hunden küssen lässt, ist dumm!«
Wer es wissenschaftlich genau nimmt, der wendet ein, dass so ein Hundekuss – zur Begrüßung, vielleicht, und kaum zur Tür herein – rein gar nichts mit hündischer Wiedersehensfreude, mit Zuneigung zu tun hat, dass der Hund im Geruch der Atemluft viel eher die Frage beantwortet sieht, was der Mensch in seiner Abwesenheit treibt, und man sich nichts vormachen sollte: ein Hund ist ein Hund ist ein Hund und will bloß kontrollieren, schlimmer noch: vielleicht sogar dominieren. Und wenn er küsst – nein, küssen will, dann darf es bloß heißen: »Lass das!«, »Geh runter!« und »Pfui!«
Ich zucke bei beiden die Schultern. Und drücke jedem unserer vier Hunde mit allergrößter Selbstverständlichkeit einen Gute-Nacht-Kuss auf. Die würden blöd gucken, wenn ich es ließe. Weil man manches wissen und vieles verstehen, das Besondere aber bloß fühlen kann.
© Johannes Willwacher