Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Ausreden. Und ein wenig Selbstkritik hat noch niemandem geschadet. Über Hundezüchter, Welpen und Gewicht.
Es ist kurz nach sechs, als ich mir die schwarzen, fingerlosen Handschuhe überstreife und nacheinander erst die eine, dann die andere Klemme von der auf beiden Seiten bereits mit zwei schweren Gewichtsscheiben bestückten Langhantel abziehe, um noch eine dritte aufzulegen. Aus dem Schlafzimmer nebenan höre ich es aus fünf Kehlen schnarchen – vor acht Uhr wird keiner der Schläfer aufstehen. Zeit, die nur mir gehört. Während im Nebenraum also noch alles schläft, lege ich mich rücklings auf die gepolsterte Bank, die mittig im verwaisten Welpenzimmer steht, lockere die Arme und ächze – das Gewicht der Langhantel auf den ausgestreckten Armen – bei jeder Wiederholung: »Ella, Elvis, Jill, Enya und Tyrion«. Die Fünf sollen – nein – sie müssen nämlich weg.
Welpen sind süß. Daran besteht kein Zweifel. Dass sie das auch im übertragenen Sinne sind, versteht wohl jeder, der schon einmal erfolgreich einen Wurf aufgezogen hat und nach dem Auszug – ein wenig widerwillig, vielleicht – auf die Waage getreten ist. Das Mehr an Gewicht – nach meiner eigenen Erfahrung dürfen das bei einem durchschnittlichen Wurf schon einmal bis zu fünf Kilogramm sein, oder, noch einfacher, ein Kilogramm pro Welpe – ist fraglos den Umständen zu verdanken, die die Welpenaufzucht mit sich bringt: der zartbitteren Nervennahrung, die in den Tagen vor, während und nach der Geburt immer in Reichweite der Wurfkiste liegt, der Belohnungs-Schokolade, ohne die es sich nach einem Tag, den man mit Putzen und Prägung verbracht hat, ganz einfach nicht zur Ruhe kommen lässt, oder dem Kuchen, den man pünktlich zum Wochenende für den Welpenbesuch aus dem Backofen holt. Welpen sind süß. Aber leider – seien wir ehrlich – Gift für die Sommer- und Strandfigur.
Acht Wochen trennen den Waschbären vom Waschbrett, das sich nach und nach deutlicher abzeichnet, und während ein Blick auf die Waage offenbart, dass sich die diesjährigen Welpen – unter Schweiß und, weil wohl kein Abschied ohne Tränen passiert, manchmal auch ebendiesen – verabschiedet haben, werden schließlich auch die letztjährigen in Angriff genommen. »Der Border Collie ist eine aktive Rasse für aktive Menschen«, höre ich mich sagen – und so langsam glaube ich auch selbst wieder daran. Welpen soll man im Herzen tragen. Und nicht auf den Hüften. Is’ so. Hashtag: no excuses.
Unsere Nachzuchten sind längst fit für den Sommer – und das zeigen sie beim diesmaligen Foto des Monats auch gerne!
Comments are closed.