27|03|2017 – Unsere Border Collie Welpen in der 6. Lebenswoche
27|03|2017 – Unse­re Bor­der Col­lie Wel­pen in der 6. Lebenswoche

Züchter sein heißt doch nur, zwei Rassehunde zu verpaaren und die Welpen mit größtmöglichem Gewinn zu verkaufen. Oder nicht? Ein Blick in mein eigenes Welpentagebuch.

Erster Teil – 6 Uhr bis 12 Uhr

Es ist kurz vor sechs, als ich auf­wa­che. Aus dem Hun­de­korb vor dem Fens­ter dringt gleich­mä­ßi­ges Atmen. Lei­se schie­be ich erst das eine, dann das ande­re Bein unter der Dau­nen­de­cke her­vor, dre­he mich dabei um fünf­und­vier­zig Grad, tas­te den Boden mit den Fuß­soh­len nach wei­te­ren schla­fen­den Hun­den ab – fin­de kei­ne –, und ste­he auf. Zwölf Schrit­te sind es bis zur Küche, noch ein­mal zwei bis zur Kaf­fee­ma­schi­ne, vier wei­te­re und die Kan­ne ist mit sechs­hun­dert Mil­li­li­tern Was­ser, der Fil­ter mit drei gehäuf­ten Löf­feln Pul­ver befüllt. Ich lege den roten Kipp­schal­ter um, sto­ße beim Zurück­ge­hen mit der Schul­ter gegen die Tür, stei­ge die Stu­fen hin­un­ter und bie­ge, weil es auch bei den Wel­pen noch immer ruhig ist, vor dem Wel­pen­zim­mer zur Gar­ten­tür ab.

Die Mor­gen­luft ist frisch und kalt. Über dem Hügel gegen­über hat es schon zu däm­mern begon­nen und sich mit einem fei­nen Schein, der von Rot nach Gelb ins Blau ver­läuft, die Son­ne ange­kün­digt. Ich fin­ge­re eine Ziga­ret­te aus der blau­en Papp­schach­tel, las­se das Feu­er­zeug auf­schnap­pen, atme ein und wie­der aus. Im Däm­mer­licht muss ich mei­ne Augen noch ein wenig anstren­gen, um den Wel­pen­aus­lauf unter den bei­den Kirsch­bäu­men zu erken­nen – Frost schim­mert auf den silb­rig glän­zen­den Git­ter­stä­ben – drü­cke end­lich die halb auf­ge­rauch­te Ziga­ret­te aus und schlie­ße die Tür. Nach­dem ich mich noch ein­mal davon über­zeugt habe, dass die Wel­pen schla­fen und mir – zurück in der Küche – Kaf­fee ein­ge­schenkt habe, über­le­ge ich, eini­ge Mails zu beant­wor­ten, beschlie­ße aber zuerst die Bil­der zu bear­bei­ten, die ich am Vor­tag von den Wel­pen im Gar­ten gemacht habe. Ich schlie­ße also die Kame­ra an, bestä­ti­ge im Pro­gramm­fens­ter den Import, und sehe ungläu­big dabei zu, wie sich der Bild­schirm immer wei­ter füllt. Vier­hun­dert­acht­zehn Fotos. Ich schaue auf die Uhr, fra­ge mich, ob ich mich nicht doch zuerst an die Mails, viel­leicht lie­ber an den nächs­ten Tage­buch­ein­trag set­zen soll, begin­ne dann aber damit, die Bil­der zu sich­ten. Gut zwei Drit­tel habe ich geschafft – man­ches mar­kiert und vie­les gelöscht –, als mich das Blin­ken der Digi­tal­an­zei­ge dar­an erin­nert, mich der Zube­rei­tung der ers­ten Mahl­zeit der Wel­pen zu widmen.

25|03|2017 – Unsere Border Collie Welpen in der 6. Lebenswoche
25|03|2017 – Unse­re Bor­der Col­lie Wel­pen in der 6. Lebenswoche

Die fünf Wel­pen ste­hen bereits freu­dig wedelnd hin­ter dem Git­ter, als ich das Licht im Wel­pen­zim­mer anschal­te, und auf mein Rufen steckt man­cher schon unge­dul­dig die Nase hin­durch. Ich stel­le den gut gefüll­ten Fut­ter­ring auf dem Fens­ter­sims ab, hebe einen Wel­pen nach dem ande­ren hin­aus – und nach­dem mich jeder aus­gie­big begrüßt, man­cher in die Hosen­bei­ne gebis­sen hat, wackelt einer nach dem ande­ren auf das mit Zell­stoff aus­ge­leg­te Kar­ree zu, um sei­ne Mor­gen­toi­let­te zu erle­di­gen. Anders als bei den vor­an­ge­gan­ge­nen Wür­fen haben wir bei die­sem bereits zum Ende der zwei­ten Woche begon­nen, die Wel­pen an den Toi­let­ten­gang zu gewöh­nen, und die Wurf­kis­te um einen Aus­lauf erwei­tert, der zum Lösen genutzt wer­den konn­te. Das hat sich aus­ge­zahlt: auch nach dem Umzug geht kaum ein gro­ßes Geschäft dane­ben – die klei­nen Mal­heu­re sind schnell auf­ge­wischt – und ganz neben­bei ist es nett zu beob­ach­ten, wie die fünf Bor­der Col­lie Wel­pen in Reih und Glied auf dem Papier hocken. Sel­bi­ges räu­me ich schließ­lich mit einem Papier­tuch ab, neh­me dann den Fut­ter­ring vom Fens­ter­sims und tromm­le mit den Fin­ger­spit­zen gegen den gewölb­ten Rand. Drei­vier­tel der Mahl­zeit – etwas mehr als ein­hun­dert­zwan­zig Gramm Fut­ter, die mit Zie­gen­milch auf­ge­kocht und zur Hälf­te püriert wor­den sind – haben die Wel­pen geschafft, als sich Nell krat­zend vor der Tür bemerk­bar macht. Ich las­se die Hün­din hin­ein, die im Nu von ihren Wel­pen bestürmt wird – und wäh­rend die­se sich über den Nach­tisch her­ma­chen, nut­ze ich die Zeit, um das Nacht­ge­he­ge aus­zu­wi­schen. Es ist kurz nach acht.

Es wird neun, bis ich Nell, Ida und Zion am Gar­ten­tor anlei­ne – und zehn, bis ich mit den Drei­en von der Mor­gen­run­de zurück bin. Das Fut­ter für die Drei ist schnell zube­rei­tet, die drei Scha­len eben­so schnell geleert – und weil die Wel­pen noch immer schla­fen, sich­te ich den Rest der Bil­der, bevor ich mich dar­an gebe, den Wel­pen­aus­lauf her­zu­rich­ten und neue Spiel­ge­rä­te in dem vier­und­zwan­zig Qua­drat­me­ter gro­ßen Rund aufzubauen.

27|03|2017 – Unse­re Bor­der Col­lie Wel­pen in der 6. Lebenswoche

Die Fünf blin­zeln mich ver­schla­fen an, als ich schließ­lich zwi­schen ihnen ste­he, und alle gäh­nen und stre­cken sich noch auf mei­nem Arm – begin­nen im Aus­lauf aber sogleich das Grün zu erkun­den, ins Bäl­le­bad zu sprin­gen und die höl­zer­ne Schau­kel zum Schau­keln zu brin­gen. Ich ste­cke der­weil den Schaf­zaun neu, der den obe­ren vom unte­ren Gar­ten trennt, las­se hei­ßes Was­ser in den Putz­ei­mer ein, gebe drei Sprit­zer geruch­lo­sen Rei­ni­ger, zwei wei­te­re zur Des­in­fek­ti­on hin­ein, und wische – nach­dem ich die Fens­ter geöff­net, die Wel­pen­toi­let­te aus­ge­räumt, Bäl­le und ande­re Spiel­zeu­ge ein­ge­sam­melt und ver­staut habe – das Wel­pen­zim­mer aus. Zurück im Aus­lauf – es ist kurz nach elf – bin ich es end­lich, der von den Wel­pen bestürmt wird: zwei bal­gen sich aus­ge­las­sen auf mei­nem Schoß, zwei ande­re zie­hen an mei­nen Ärmeln – und der Letz­te löst genüss­lich kau­end mei­ne Schnür­sen­kel auf.

Ich kann mich nicht erin­nern, wer es war, der gesagt hat, dass man einen guten Züch­ter an den zer­kratz­ten Hän­den und der Zahl der Löcher in sei­ner Klei­dung erkennt, möch­te auch bezwei­feln, dass dem immer so ist, kom­me aber kaum umhin, dem in Tei­len zuzu­stim­men. Bis es Mit­tag wird, sind es drei Löcher mehr.

Mehr? Den zwei­ten Teil von »Ein­mal Bor­der Col­lie Züch­ter sein« fin­dest Du hier …

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