Eine Woche sind unsere fünf Border Collie Welpen nun alt: über das Glück des Züchters und die vielen Aufgaben, die es für die Hündin zu bewältigen gilt.
Nell liegt mit dem Rücken zu mir, den Kopf auf einem meiner Knie abgestützt, und während ich der Hündin sanft die Flanken kraule, kreisen winzige Pfoten um ihre Körpermitte, graben sich tief in das schwarz-weiße Fell. Ich streiche mit der Hand über Brustkorb und Bauch, berühre mal den einen, dann den anderen der fünf trinkenden Welpen, lasse meine Hand schließlich über dem Gesäuge ruhen und übe mit den Fingerspitzen hier und da Druck aus, um den Milchfluss noch besser zu stimulieren. Die fünf Welpen, die sich mit aller Kraft gegen die Zitzen der Hündin stemmen, zeigen sich umgehend erkenntlich, und nach und nach hebt jeder freudig die Rute, wedelt und schmatzt. Ich lehne mich zurück, schließe die Augen, und lausche dem Saugen und Schmatzen, das sich in meinem Kopf immer weiter verdichtet – muss mich schließlich selbst dazu ermahnen, nicht einzuschlafen: die Welpen tun es überdies.
Die ersten sieben Tage im Leben eines Hundewelpen sehen wohl zumeist ähnlich aus: sobald er erwacht, beginnt er mit kreisenden Bewegungen auf die Mutter zu zu kriechen, probiert bald diese, bald jene Zitze aus, und schläft – hat er sich erst einmal satt getrunken – im honigsüßen Dusel schnell wieder ein. Dass die Welpen bloß schlafen, trinken und wachsen bedeutet aber nicht, dass sie sonst nichts benötigen: ganz im Gegenteil sind sie um zu überleben auf die Fürsorge der Mutter angewiesen, die ihnen nicht nur die – für die neugeborenen, die Körpertemperatur zu regulieren noch unfähigen Welpen unentbehrliche – Wärme spendet, sondern durch beständiges Belecken auch den Absatz von Kot und Urin ermöglicht, zu dem die Welpen noch nicht selbständig fähig sind. Für die Hündin bedeutet das, sich von Früh bis Spät um ihre Welpen kümmern zu müssen – und so verwundert es kaum, dass keine in den ersten Lebenstagen das Wurflager gerne verlässt: um die Hündin dazu zu bewegen, die Welpen alleine zurückzulassen und sich im Garten zu lösen, braucht es oftmals alle denkbare Überredungskunst.
»Fix raus und dann ein feines Frühstück«, verspreche ich Nell also, als ich am frühen Freitagmorgen versuche, ihr das Verlassen der Wurfkiste ein wenig schmackhafter zu machen. Die Hündin setzt sich auf, lauscht mit schräg gehaltenem Kopf, zögert aber noch, sich von ihren Welpen zu trennen. Dicht an dicht liegen die Fünf nebeneinander – hier wird noch gegähnt, dort bereits geträumt –, und nachdem die Hündin über jedem die Nase gehoben, sich davon überzeugt hat, dass jeder gut versorgt ist, springt sie schließlich doch heraus und stellt sich schwanzwedelnd vor die verschlossene Tür. Und während ich ihr zuerst in den Garten folge, ihr dann aus Fleisch, Quark und Honig das versprochene Frühstück bereite, das sie hastig hinunter schlingt, denke ich, wie gut die Natur doch alles eingerichtet hat: in den ersten Lebenstagen der Welpen zeigt sich, was sie der Hündin bereits in die Wiege gelegt hat – das Mutter-Sein.
Nicht in die Wiege gelegt, sondern von mir ausgesucht werden die Namen, die in die Ahnentafeln der Welpen eingetragen werden. Und nachdem ich lange über alle fünf nachgedacht, mich immer wieder durch unseren Plattenschrank gewühlt habe, ist es nun an der Zeit, das Geheimnis um die Namen der fünf Border Collie Welpen zu lüften …
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