Das Warten hat ein Ende: am Sonntagnachmittag hat unsere Nell fünf gesunde Border Collie Welpen zur Welt gebracht – zwei Rüden und drei Hündinnen – unser E-Wurf!
Wenn du mutig genug bist,
um »Lebewohl« zu sagen,
wird das Leben dich mit einem
neuen »Hallo« belohnen.
– Paulo Coelho
»Dann laufe ich noch eine Runde mit Ida und Zion«, sage ich seufzend zu Dirk, als die Temperatur am Nachmittag noch immer nicht wieder angestiegen ist, »nach drei Tagen, die ich nur mit Warten verbracht habe, muss auch ich einmal etwas anderes sehen«. Es ist kurz nach zwei, als ich mit den Hunden den Hof verlasse – Sonne und Wolken wechseln sich ab, Vögel singen, die Luft ist warm und riecht nach Frühling –, und weil die Körpertemperatur der Hündin nach dem Wiederanstieg erst ein stabiles Niveau erreicht haben muss, um das Austreiben der Welpen in Gang zu setzen, beschließe ich eine größere Runde zu laufen: bevor es Abend wird, denke ich, wird ganz sicher kein Welpe geboren werden.
Zwei Stunden später kehre ich mit den beiden matschbraunen Hunden zurück – und schon während ich die große Plastikwanne in der Waschküche mit warmem Wasser befülle, wundere ich mich über die eigentümliche Stille im Haus. Für gewöhnlich macht sich Nell schon bemerkbar, wenn das Gartentor quietschend entriegelt, spätestens aber, wenn die Kellertür aufgeschlossen wird – diesmal bleibt es still. Kein Bellen, kein Kratzen. Wäre das Leben ein Film, dann hätte das Drehbuch nun vielleicht – nein, höchstwahrscheinlich sogar – vorgesehen, dass mich ein unbestimmtes Gefühl beschleichen sollte. Ich trockne stattdessen erst den einen, dann den anderen Hund ab, ziehe die schweren, schmutzig braunen Gummistiefel aus und hänge die Wetterjacke an den Haken. Auf der Kellertreppe ist es dann aber plötzlich doch da, dieses eigenartige Gefühl: »Irgendwas stimmt hier nicht«.
»Auf einmal war das Bett nass«, sagt Dirk, als ich die Tür zum Welpenzimmer öffne, »und dann ging alles ganz schnell«. In der Wurfkiste kann ich über seine Schulter hinweg Nell erkennen, die sich mit Nachdruck putzt, zwischen ihren Pfoten liegt ein schwarz-weißer Welpe. »Eine Hündin, 410 Gramm«, lässt Dirk mich wissen – und nach einem zweiten Blick in die Wurfkiste weiß ich außerdem, dass das kleine Lebewesen wirklich quicklebendig ist: mit kreisenden Bewegungen kriecht die kleine Hündin dem Duft von Milch und Leben hinterher und schimpft lautstark, wenn die Zunge der Mutter sie abdrängt und auf den Rücken dreht. Nell strahlt.
Bis in die Nacht hinein sollen noch vier Welpen folgen.
15.57 Uhr – Hündin No. 1 – 410 Gramm
16.40 Uhr – Rüde No. 1 – 448 Gramm
17.12 Uhr – Hündin No. 2 – 386 Gramm
18.30 Uhr – Hündin No. 3 – 420 Gramm
23.10 Uhr – Rüde No. 2 – 402 Gramm
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