Mensch drinnen, Hund draußen, dazwischen 150 PS: Hundebesitzer sind gerne ein bisschen anders – manche wohl auch ein kleines bisschen blöd. Ein Spaziergang der besonderen Art.
Warten Sie. Ich muss nur noch Luft und weiter ausholen …
Wir sind bereits eine gute Stunde durch den Schnee gestapft und haben gerade beschlossen umzukehren, als weit hinter uns ein Motorengeräusch zu hören ist. Der Feldweg, der von Weidezäunen gesäumt den Berg hinab führt, beschreibt auf dem zurückliegenden Stück eine ausladende Kurve, die es kaum ermöglicht, den Ursprung des Geräuschs auszumachen, jenseits des Stacheldrahts versperren mannshohe Sträucher den Blick. Weil mir der Schnee abseits der Fahrspuren aber fast bis zur Wade reicht und bei der Witterung wohl für kein anderes Fahrzeug ein Durchkommen wäre, schließe ich blind auf eine schwere Landmaschine, die sich mit Silageballen beladen auf den Weg ins Tal gemacht hat – und leine die Hunde an. Das Dröhnen des Motors wird indessen immer lauter, ich beschleunige meine Schritte und sporne auch die Hunde an, schneller zu laufen – die Weggabelung, die sich noch gut fünfhundert Meter weiter talwärts befindet und mir am besten geeignet erscheint, um dem sich nähernden Fahrzeug auszuweichen, möchte ich erreicht haben, bevor uns jenes eingeholt hat. Dort angekommen bleibe ich stehen, gebe den Hunden mehr Leine, lockere selbst den Schal und ziehe die Mütze ab. Das Geräusch ist nun ganz nah. Als ich mich umdrehe, ist es aber kein Traktor, der sich um die enge Wegkehre schiebt, sondern ein dunkelgrüner SUV, dem ein großer, schwarzer Hund – mutmaßlich eine Deutsche Dogge – vorauseilt. »Na, ganz toll«, denke ich und rufe die Hunde zu mir, »Hauptsache, den Arsch im Warmen«.
Mensch drinnen, Hund draußen, dazwischen 150 PS. Wie will man zuverlässig auf einen Hund einwirken, wenn man bloß spazieren fährt? Wenn man den Hund am Feldrand absetzt, ihn laufen, ihn sich selbst überlässt, um im Schritttempo voraus zu fahren? Einigt man sich auf bestimmte Signale? Einmal hupen: »Sitz«, zweimal hupen: »Platz«, dreimal hupen: »Fuß« – und ein hektisches Betätigen der Warnblinkanlage: »Wenn du nicht sofort von dem Scheißreh ablässt, mein lieber Freund, dann setzt es was«?
Der Fahrer grüßt freundlich, als er mit durchdrehenden Reifen an uns vorüberfährt. Die drei Hunde bellen, der fremde Hund bleibt stehen. Auf die kurze Entfernung kann ich erkennen, dass er weder Marke, noch Halsband trägt. Und in seinem Blick ein klein wenig Neid. »Gemeinsam«, sage ich schließlich – mehr zu mir selbst, als zu den drei aufgeregt bellenden Border Collies –, »macht ein Spaziergang eben doch mehr Spaß«. Und während der fremde Hund uns wehmütig hinterher blickt, gehen wir gemeinsam weiter. Der SUV ist längst aus meinem Blickfeld verschwunden.
Spaziergänge und mehr – in etwa so lautete die Aufgabe, die ich unseren Welpenkäufern für das aktuelle »Foto des Monats« gestellt habe: Zeigt mir eure Lieblingsrunden – und außerdem, wie ihr euch und euren Hund für den Fall wappnet, dass er sich dabei einmal verlaufen sollte: Gibt es eine Marke am Halsband? Die Telefonnummer am Geschirr? Oder verzichtet ihr bewusst auf beides?
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