Viele Dinge beginnen mit »E«: Egon, Erkenntnis, Eis und Schnee – aber auch der erste Blick auf unsere Border Collie Welpen!
Es ist gerade zehn Uhr durch, als wir die Tierarztpraxis betreten – Nell schüttelt sich ausgiebig, weiße Flocken wirbeln aus ihrem Fell, und auch ich klopfe auf der Fußmatte mit festen Schritten den Schnee ab, der an meinen kniehohen Gummistiefeln klebt. Die Tierarzthelferin ruft mir im Vorbeigehen zu, dass der Behandlungsraum noch hergerichtet werden muss, ich mit Nell deshalb noch einen Augenblick im Wartezimmer platznehmen soll, die darauf folgende Frage gilt dem Wetter. »Um neun hätte ich es wohl kaum geschafft«, antworte ich, »die Straßen sind noch immer nicht geräumt und zwischen Rennerod und Bad Marienberg sind gleich mehrere Lastwagen liegen geblieben, leicht zu fahren war das nicht«. Sie nickt. »Jetzt haben Sie es ja geschafft«, sagt sie und verschwindet hinter einer der Türen auf der gegenüberliegenden Seite des Flures. »Beinahe«, denke ich und schiebe die Tür zum Wartezimmer auf. Der Raum ist leer. »Es muss sich wohl schon um Wichtiges handeln«, sage ich zu mir selbst, »wenn man bei diesem Wetter freiwillig das Haus verlässt«.
Das Sturmtief, das in der Nacht zum Freitag mit Eis und Schnee auch über den Westerwald gezogen ist, hat man »Egon« getauft. Kein Name, der besonders schön oder selten ist, zugegeben, und wohl ebenso wenig einer, den man sich aussuchen würde, um sein Kind, seinen Hund oder seine Schneeschaufel danach zu benennen – mir entlockt er am Freitagmorgen aber doch ein Lächeln. Warum? Nun – weil er mit »E« beginnt.
»Die sieben Jahre sieht man ihr gar nicht an«, sagt der Tierarzt, während er mit dem Rasierer behutsam am Bauch der auf dem Rücken liegenden Hündin entlang fährt. Ich knie am anderen Ende des Behandlungstischs, halte die Vorderpfoten der Hündin fest in meinen Händen und versuche beruhigend auf sie einzureden, bis das Brummen des Rasierers verstummt. Dort, wo das Fell entfernt worden ist, liegt der Blick nun frei auf eine Reihe geröteter Zitzen, die gut entwickelt und schon deutlich angeschwollen sind, und weil der Tierarzt gerade nach meinem Gefühl – trächtig oder nicht – fragt, erwähne ich auch das. Er nickt, legt den Rasierer beiseite und nimmt eine weiße Flasche zur Hand, die zu seiner Linken kopfüber in einer Halterung des Ultraschallgeräts steckt, kreist damit über dem Bauch der Hündin und drückt zweimal fest zu. Nell zuckt kurz zusammen, lässt es sich dann aber gerne gefallen – unter dem Druck des Schallkopfs, der gleich darauf aufgesetzt wird, wird das kalte Gel schnell warm. Auf ein Zeichen wird das Licht gelöscht, nur noch der blau leuchtende Monitor erhellt den Raum – und kaum einen Moment später schiebt sich die erste sichtbare Fruchtblase in den trapezförmigen Ausschnitt des Ultraschallbilds. »Hallo, Egon«, sage ich in Gedanken zu einem der winzigen, wild schlagenden Herzen, »schön, dass du da bist«.
Der Ultraschall hat es also bestätigt: Mitte Februar erwarten wir Nells letzte Welpen – unseren E-Wurf. Weil Egon aber wirklich kein allzu schöner Name ist, wir außerdem gerne dem Prinzip treu bleiben wollen, die Welpen nach Musikstücken zu benennen, und unser eigener Fundus doch eher begrenzt ausfällt, freuen wir uns bei der Namenssuche auch über jeden eurer Vorschläge!
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