Einen Hund auf dem Wunschzettel? Nicht ungewöhnlich – und gerade zu dieser Zeit eine für viele Züchter wohl nur allzu gut bekannte Anfrage. Wie aber soll man solche Wünsche beantworten? Ein Versuch.
Du wünschst dir also einen Hund. Keinen aus Plüsch, einen echten Hund. Einen, den du füttern und streicheln, dem du Kunststückchen beibringen kannst. Einen, der bellt, wenn er sich freut, der lustig mit dem Schwanz wedelt, wenn du nach Hause kommst, der ungeduldig um dich herum springt – so lange, bis du ihn hochnimmst und er dein Gesicht mit Küssen bedecken darf. Einen Hund, um den dich all deine Freunde beneiden, der nur dir gehört und der – so viel steht fest – ein weit besseres Weihnachtsgeschenk abgibt, als der kratzige Wollpullover von Oma Grete oder die Mütze mit dem großen, roten Bommel, die du vor zwei Jahren zu Weihnachten bekommen und kaum drei Wochen später im Schulbus liegen gelassen hast. Du wünschst dir also einen Hund? Dann warte. Und wünsche dir statt seiner Verantwortung.
Du wünschst dir also einen Hund. Nicht irgendeinen – einen der höher springen, schneller laufen, der dich weiterbringen kann. Einen, der jedem Wettkampf gewachsen ist, dem Pokale und Medaillen nur so zufliegen – der jedes Höher, Schneller, Weiter möglich, der auch dich noch ein wenig größer macht. Du hast schon zu viel Zeit damit verschwendet, anderen beim Gewinnen zuzusehen, hast unzählige Hände geschüttelt und immer wieder anderen Beifall geklatscht – nun soll es auch einmal an dir sein, beklatscht und bewundert zu werden, die Bestzeit, den Tagessieg, das Best of Breed einzustreichen, und egal welcher Hund dir das möglich macht: genau der soll es sein. Du wünschst dir also einen Hund? Dann warte. Und wünsche dir Einsicht, statt seiner.
Du wünschst dir also einen Hund. Einen, der nichts weiter erwartet, als ein wenig von deiner Zeit. Der für einen Ball, den du ihm wirfst, alles Dunkle von deiner Seele nimmt, der dich wissen lässt, dass es bloß ein warmes Plätzchen und etwas Zuneigung braucht, um ein Zuhause zu geben – einen Hund, der mit dir zusammen Neues entdecken, Feld, Wald und Wiesen erobern, der jeden deiner Pläne verstehen kann, nur indem er fühlt. Einen Hund, für den du alles auf dich nehmen, alles aufgeben, alles hinterfragen magst, der deine Geduld auf die Probe, deine Kleidung auf links und dein Leben auf den Kopf stellen darf. Dem dein erster und dein letzter Gedanke gehört. Und der selbst dem verbrannten Pizzarand einen Sinn geben kann. Du wünschst dir also einen Hund?
Dann komm. Es sind noch Kekse da.
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