Spencer hat Urlaub gemacht. An der See. Oder doch nicht? Die oder der See war nämlich gar nicht da. Das und was man als Hund außerdem im Hundeurlaub erlebt, erfahrt ihr hier …
Liebe Züchterpapas,
hier kommt mein Reisebericht von meinem zweiten Urlaub mit meiner Familie. Natürlich tippe ich nicht selbst, dafür hat Hund Personal und weil Frauchen viel schneller Tippen kann als ich, diktiere ich ihr.
Am Freitag fing Frauchen an meine Spielsachen in einen Rucksack zu packen, womit ich natürlich nicht einverstanden war (Spielzeug gehört in das Körbchen auf dem Schrank). Sobald Frauchen sich rumdrehte habe ich mir also die wichtigsten Dinge wieder rausgenommen, aber meine Menschen meinten ich sollte das lassen, schließlich würde ich ja auch im Urlaub spielen wollen. Was wissen die schon, was ich will.
Am Tag des Reisebeginns bekam ich plötzlich Husten, aber ansonsten war ich fit. Die Fahrt war ziemlich langweilig, aber die zwei Pipistopps dafür umso aufregender. So viele neue Gerüche und Eindrücke – am liebsten wäre ich auf den Parkplätzen geblieben und hätte dort Urlaub gemacht, aber nein, nach dem Pipi machen ging es wieder ab in die Box und weiter.
Frauchen sagte, wir fahren an die See und als wir ankamen war da … nichts, rein gar nichts was mit Wasser zu tun hat. Nicht das ich Wasser unbedingt bräuchte aber von der oder dem See war weit und breit nichts zu sehen. Schon unverschämt wie Frauchen mich veräppelt hat. Und dann schleppten sie mich auch tatsächlich noch zum Tierarzt. Ich mag Tierärzte nicht so gerne, aber meine Menschen sagen, mit einer Erkältung ist nicht zu spaßen. Aber die ostfriesischen Tierärzte scheinen ganz nett zu sein; kein Gepiekse und keine komischen Sachen, die mir hinten reingesteckt werden, nur ein bisschen Abhören, in den Mund gucken und an meiner Nase lauschen und ich durfte wieder nachhause.
Wir waren auch auf einem Drachenfestival – aus meiner Sicht eine ziemlich langweilige Angelegenheit. Die Menschen halten eine Schnur in der Hand, gucken hoch in die Luft und freuen sich wie Bolle, dass da oben irgendein buntes Ding rumschwebt. Ich habe dann eben abgewartet bis meine Menschen mit gucken fertig waren und dann meinte Herrchen, dass wir jetzt mal ans Wasser gehen sollten. Erst mussten wir über einen steilen Hügel laufen und ein paar Treppenstufen runter – und dann war da nur noch Wasser, soweit man schauen konnte. Es hat so lecker gerochen und der Matsch auf den Treppenstufen war auch toll.
Und erst der Hundestrand – echt super, so viele andere Hunde und alle rannten herum und hüpften ins Wasser. Nur ich nicht. Mit meiner Erkältung durfte ich nicht ins Wasser und wahrscheinlich wäre ich da auch nicht rein: ich habe das Wasser nämlich mal aus so einer kleinen Pfütze probiert und was soll ich sagen – scheußlich! Total salzig und modrig der Geschmack, echt eklig. Dafür habe ich den halben Strand umgegraben und die tiefsten und größten Löcher gebuddelt (Gruß an Oma Nell). Das war der größte Spaß überhaupt.
Die restlichen Tage haben wir mit Spaziergängen auf, vor und hinter dem Deich verbracht, haben uns einen rot-gelben Leuchtturm angeschaut, an dem ich mich leider nicht verewigen durfte, weil das Schafzuchtgebiet ist … Hallo? … Wer, wenn nicht ich als Hütehund sollte dorthin dürfen? Aber gut, wenn der Deichrichter keine Ahnung von Hütehunden hat, kann man halt nichts machen. Meine Menschen und ich haben uns auf jeden Fall gut erholt und das Wetter hat auch mitgespielt.
Ach ja, falls ihr mal dorthin fahren solltet, lasst die Finger von den Nordseekrabben. Herrchen hat mir eine zum Probieren gegeben. Die riechen total seltsam und sehen aus wie vertrocknete Würmer. Nichts was man, auf jeden Fall nicht Hund, essen sollte.
© Johannes Willwacher