01|04|2016 – Erkennt­nis des Tages: Eine Sprit­ze ist kein Aprilscherz

Zur Augenuntersuchung: »Wo haben wir denn das Auge?«, fragt der Tierarzt und fährt die Schnauze des Welpen, der lang ausgestreckt auf dem Behandlungstisch vor ihm liegt, mit der Spaltlampe ab.

»Wo haben wir denn das Auge?«, fragt der Tier­arzt und fährt die Schnau­ze des Wel­pen, der lang aus­ge­streckt auf dem Behand­lungs­tisch vor ihm liegt, mit der Spalt­lam­pe ab – in sei­nem Rücken wischt flim­mernd dun­kel­brau­nes Fell über den Bild­schirm, der an die Helm­ka­me­ra auf sei­nem Kopf gekop­pelt ist, »kein Auge, keins da«. Noch ein­mal diri­giert er das Auf­licht­mi­kro­skop vom Nasen­spie­gel an auf­wärts, dann schlägt er mit der frei­en Hand pol­ternd auf den Tisch. Auf dem Bild­schirm hin­ter ihm schnap­pen die Augen­li­der des Wel­pen erschro­cken auf, die Nick­haut schiebt sich schläf­rig zurück, dar­un­ter kommt die Pupil­le zum Vor­schein – zwan­zig­fach ver­grö­ßert und tel­ler­groß gewei­tet – und wäh­rend der Licht­spalt dar­über fährt, schil­lert die Netz­haut in tau­send bun­ten Farben.

»Nicht wie­der ein­schla­fen«, sagt der Tier­arzt, wech­selt vom einen zum ande­ren Auge und lässt auch hier die Gefä­ße der Netz­haut wie Wur­zel­ge­flecht über den Bild­schirm wach­sen. »Ers­tens«, sagt der Tier­arzt und setzt die Helm­ka­me­ra ab, »ers­tens haben wir trotz wid­ri­ger Umstän­de acht Augen gefun­den – das ist gut und erfreu­lich, das soll­te so sein –, und zwei­tens«, fügt er nach einer Kunst­pau­se hin­zu, »sind alle die­se acht Augen gesund«. Der Wel­pe – der letz­te von Vie­ren, die er an die­sem Tag abge­hört, geimpft und augen­un­ter­sucht hat – gibt bloß ein mür­ri­sches »Mmpf« zur Ant­wort und ist, kaum das sich der Griff der Tier­arzt­hel­fe­rin um sei­ne Hüf­te gelo­ckert hat, wie­der eingeschlafen.

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