Zur Augenuntersuchung: »Wo haben wir denn das Auge?«, fragt der Tierarzt und fährt die Schnauze des Welpen, der lang ausgestreckt auf dem Behandlungstisch vor ihm liegt, mit der Spaltlampe ab.
»Wo haben wir denn das Auge?«, fragt der Tierarzt und fährt die Schnauze des Welpen, der lang ausgestreckt auf dem Behandlungstisch vor ihm liegt, mit der Spaltlampe ab – in seinem Rücken wischt flimmernd dunkelbraunes Fell über den Bildschirm, der an die Helmkamera auf seinem Kopf gekoppelt ist, »kein Auge, keins da«. Noch einmal dirigiert er das Auflichtmikroskop vom Nasenspiegel an aufwärts, dann schlägt er mit der freien Hand polternd auf den Tisch. Auf dem Bildschirm hinter ihm schnappen die Augenlider des Welpen erschrocken auf, die Nickhaut schiebt sich schläfrig zurück, darunter kommt die Pupille zum Vorschein – zwanzigfach vergrößert und tellergroß geweitet – und während der Lichtspalt darüber fährt, schillert die Netzhaut in tausend bunten Farben.
»Nicht wieder einschlafen«, sagt der Tierarzt, wechselt vom einen zum anderen Auge und lässt auch hier die Gefäße der Netzhaut wie Wurzelgeflecht über den Bildschirm wachsen. »Erstens«, sagt der Tierarzt und setzt die Helmkamera ab, »erstens haben wir trotz widriger Umstände acht Augen gefunden – das ist gut und erfreulich, das sollte so sein –, und zweitens«, fügt er nach einer Kunstpause hinzu, »sind alle diese acht Augen gesund«. Der Welpe – der letzte von Vieren, die er an diesem Tag abgehört, geimpft und augenuntersucht hat – gibt bloß ein mürrisches »Mmpf« zur Antwort und ist, kaum das sich der Griff der Tierarzthelferin um seine Hüfte gelockert hat, wieder eingeschlafen.
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