»Ein Ball ist es nicht«, sagt Nana und schleicht auf leisen Pfoten um das eigenartige bunte Ding herum, das sie gerade entdeckt hat, »wenn es ein Ball wäre, dann müsste es rund sein« …
»Ein Ball ist es nicht«, sagt Nana und schleicht auf leisen Pfoten um das eigenartige bunte Ding herum, das sie gerade entdeckt hat, »wenn es ein Ball wäre, dann müsste es rund sein«. Sie hebt die Nase und atmet ein, aber so sehr sie sich auch bemüht Witterung aufzunehmen: von dem bunten Ding scheint kein Geruch auszugehen. Es liegt bloß da – und mehr nicht. »Ob ich mich noch ein wenig näher herantrauen soll?«, fragt sie sich im Stillen, streckt zögernd eine Pfote aus, um gleich darauf zurückzuschrecken. »Was, wenn es nur so harmlos tut – ja, was, wenn es Zähne hat, die es fletschen … scharfe, spitze Zähne, mit denen es mich beißen kann?« Um sicher zu gehen tritt sie noch einen Schritt zurück – und obwohl ihr das Herz bereits bis zum Hals schlägt, springt sie gleich darauf mit einem mutigen Satz vor und bellt so laut, dass es von allen vier Wänden widerhallt. Das Ding indes beginnt zu schaukeln – langsam wiegt es sich von einer Seite zur anderen – und weil selbst das langsamste Schaukeln viel unheimlicher ist, als nichts, sucht Nana so schnell sie kann das Weite.
Bei der blauen Wanne angekommen, die ihr und ihren Brüdern als Schlafplatz dient, stößt Nana beinahe mit Spencer zusammen, der sich gerade gähnend den Schlaf aus den Augen reibt. Verwundert schaut er seine Schwester an. Nana ringt nach Atem, ihre Augen sind vor Schreck noch immer geweitet – aber anstatt dem roten Rüden vom Schaukelmonster erzählen zu können, bringt sie bloß krause Laute heraus, die klingen, als habe man den Schwanz einer Katze in der Tür eingeklemmt, und die niemandem etwas sagen – nicht einmal ihr selbst. »Jungs«, ruft Spencer hilfesuchend in das Halbdunkel hinter der Wanne hinein, »kommt schnell, ich glaube, die Kleine hier ist kaputt gegangen«.
Mühsam schiebt sich zuerst Zeppo, dann Bounty durch den schmalen Spalt, der zwischen Wanne und Heizung klafft. Zu dritt umringen die Rüden schließlich die noch immer verstört wirkende Hündin, die aber endlich zu winseln aufhört und zu sprechen beginnt. »Ich«, sagt sie und lässt die Ohren flattern, »ich habe ein Ding gefunden … eins, das von der einen zur anderen Seite schaukelt … und ich bin mir sicher, dass es böse ist«. Die Rüden schauen einander ratlos an. »Ein Ding?«, fragt Zeppo, »was für ein Ding? Ist es warm und weich? Eine Decke vielleicht?« Das Zeppo nichts lieber tut, als auf einer weichen Decke zu liegen, sie mit den Vorderpfoten zu raffen und so lange darauf herum zu kauen, bis sich ein Faden nach dem anderen daraus löst, wissen alle übrigen Geschwister. »Eine Decke ist es nicht, dazu ist es zu klein«, antwortet Nana. »Wenn man es essen kann«, wirft Bounty ein, »dann gehört es mir, egal wie klein es ist«. Auch das Bounty nichts lieber tun würde, als den lieben langen Tag zu essen, ist den Geschwistern längst bekannt, und deshalb scheint es kaum verwunderlich, das einer nach dem anderen die Augen verdreht. »Mag sein, dass man es essen kann«, sagt Nana und setzt im Flüsterton hinzu, dass man es dazu aber erst einmal fangen müsse. »Es ist dort hinten«, spricht sie weiter und wirft zitternd einen Blick über ihre Schulter zurück.
»Also ich glaube«, sagt Spencer und schiebt sich mutig an den anderen vorbei, »ich glaube, dass es so ein Dings ist«. Zeppo, Bounty und Nana legen hinter ihm beinahe gleichzeitig die Köpfe schief. »Ich habe im Radio von so einem Dings gehört«, fährt Spencer fort, »heute morgen, nach dem Frühstück, und wenn ich mich nicht irre, dann ist so ein Ding w-a-h-n-sinnig gefährlich«. Beim Sprechen zieht er jeden Buchstaben so lang, dass alle – verknüpft und aufgerollt –, ein Knäuel ergäben, das groß genug wäre, um daraus eine neue Decke für Zeppo zu stricken. »Super, Spenceman«, sagt Bounty, »und was schlägst du jetzt vor, Superhirn?« Die vier Welpen schauen sich ratlos an. Dann endlich tritt Zeppo hervor – der zwar das jüngste, zugleich aber das mutigste der Geschwister ist –, gibt dem eigenartigen bunten Ding einen Schubs mit der Nase und sieht zu, wie es sich zuerst kreiselnd in Bewegung setzt und schließlich knackend an der Wand zerspringt.
Drei Welpen rennen, der Vierte holt sie gerade noch ein. Das Ding, das zwar noch immer eigenartig, nun aber vielmehr weiß als bunt ist, liegt stumm vor der Wand. Und wird wohl, weil niemand sich traut, noch ein Weilchen ein Rätsel bleiben …
Der aufmerksame Leser hat das Rätsel unterdessen wohl längst gelöst – ein bunt bemaltes Ei war dieses eigenartige Ding. Wer nun Lust bekommen hat aufs Raten und Rätseln, der darf sich gern auf Eiersuche begeben – denn auch im gerade gelesenen Text ist so manches Ei versteckt. Die ersten b-ei-den, die alle Eier finden und die richtige Lösung über Facebook oder per Mail einschicken, gewinnen – wie sollte es anders sein – ihren ei-genen, wunderschön gezeichneten Welpen.
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