Advent, Advent: Man lernt so vieles, wenn man einen Hund besitzt – und begreift viel zu oft viel zu wenig davon. Einen Hund zu besitzen könnte so vieles bedeuten. Ein bisschen mehr von allem Guten – gerade jetzt, zu dieser Zeit …
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …
Einen Hund zu besitzen, heißt Warten zu lernen. Das wird jedem einleuchten, der schon einmal eine halbe Stunde im schönsten Schneetreiben an einer Straßenecke gestanden und darauf gewartet hat, dass sich der Hund, der – statt aufzuschauen – bloß trotzig die Nase in den frischen Schnee steckt, dazu bequemt weiter zu laufen. Dass zuhause ein gemütliches Kaminfeuer brennt und die mit Hagelzucker überzogenen Kekse gerade im Ofen verbrennen, ist für den Hund kaum von Belang – der Hund lebt im Moment, und es ihm gleich zu tun, will uns nur schwerlich gelingen.
Einen Hund zu besitzen, heißt also gleichwohl Zeit zu verschenken. Das nicht nur an Straßenecken, die man bald viel besser kennt, als den alten Ohrensessel vor dem Kamin, sondern auch auf dem tief verschneiten Feld, das man wieder und wieder umrundet, weil ein Ball dort verloren gegangen ist – und der Hund nicht sein kann, ohne eben diesen. Dass der Hund dabei keine große Hilfe ist und der Gedanke, sich an der Suche zu beteiligen, für ihn kaum der Rede wert, nimmt man schulterzuckend hin – zum einen, weil man weiß, dass ein verlorener Ball niemals so spannend sein kann, wie frische Spuren im Schnee zu verfolgen, zum anderen, weil einen Hund zu besitzen immer auch eines heißt, nämlich: Nachsicht zu üben.
Also stapft man alleine von einer Schneewehe zur nächsten, verfolgt die Spuren, die der Hund hier und da hinterlassen hat, und ahnt dabei längst, dass, noch bevor man die letzte erreicht, der Hund schon dort warten wird, den Ball stolz zwischen den Zähnen. »Warum nicht gleich?«, denkt man dann – wirft den Ball und beginnt von vorn. Nicht weil man vergessen hätte, wie groß und weiß das Feld ist und wie winzig klein der Ball hingegen, vielmehr, weil man bereit ist, dem Hund alles zu vergeben. Weil man ihn liebt – trotz aller Fehler – gerade so wie er ist.
Einen Hund zu besitzen, heißt sich über die kleinen Dinge zu freuen – nicht das Blech voll verbrannter Kekse, vielmehr darunter genau den einen zu sehen, der gerade noch rechtzeitig aus dem Ofen genommen worden ist. Den einen, der goldgelb glänzt. Nicht, dass man das große Ganze aufgegeben hätte, in dem Moment, in dem man zum Hundebesitzer geworden ist – allein, dass man verstanden hat, dass viele kleine Schritte zum Erfolg führen, und unter hundert verbrannten Keksen immer noch einer ist, der schmeckt. Dass man diesen einen gerne teilt, versteht sich von selbst, denn als Hundebesitzer hat man längst gelernt zu teilen. Also bricht man den Keks in der Mitte entzwei – so wie man auch Bett und Sofa grundsätzlich durch zwei teilt – und freut sich, wenn der Hund, obschon er noch genüsslich auf der ersten kaut, mit großen Augen nach der zweiten Hälfte verlangt. Die man ihm gibt, zweifelsohne – weil einen Hund zu besitzen nicht bloß von sich selbst abzusehen heißt, sondern auch, die eigene Souveränität manches Mal mit Humor zu nehmen.
Man lernt so vieles, wenn man einen Hund besitzt – und begreift viel zu oft viel zu wenig davon. Einen Hund zu besitzen könnte so vieles bedeuten. Ein bisschen mehr von allem Guten – gerade jetzt, zu dieser Zeit.
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