Liebesschwüre und Lieder vom Vermissen – der Novemberblues unserer Border Collies widmet sich diesmal, wenn auch unfreiwillig, dem hündischen Gesang.
Zusammengesunken kauert er auf dem Sofa, die Spätnachmittagssonne, die satt und gelb durch das große Fenster herein fällt, kitzelt seine Nase und malt dort, wo sie das schwarz-weiße Fell streift, leuchtende Flecken in herbstlichen Farben hinein. »Stillleben mit Hund« möchte man die Szene nennen – allein, das es nicht still ist, scheint dagegen zu sprechen, denn dann und wann hebt er den Kopf und lässt ein kehliges Heulen vernehmen, das so herzergreifend traurig klingt, das man nicht umhinkommt, ihn zu bedauern. Das Zion trauert hat einen ganz einfachen, für ihn allerdings nicht sonderlich plausiblen Grund: vor drei Tagen ist Ida ausgezogen.
Schon während der letzten beiden Hitzen hatten wir entschieden, dass es leichter ist, die läufige Hündin für einige Tage bei Freunden unterzubringen, als sie und den Rüden im Haus räumlich zu trennen. Zerkratzte Türen waren bei Letzterem zwar nicht der ausschlaggebende Grund, aber genauso wie lauthals vorgetragene, nächtliche Liebesschwüre eine Begleiterscheinung, die das Zusammenleben für alle Beteiligten zur Zerreißprobe machte. Die Frage, ob man das als Hundebesitzer aushalten können muss, lässt sich meiner bescheidenen Meinung nach am besten beantworten, wenn man im Interesse der Hunde denkt: Dort, wo sich Stress minimieren lässt – und eine Hündin, die sich dem Rüden ab dem dritten Tag der Läufigkeit anbietet, stellt in meinen Augen nichts anderes dar, als gut parfümierten Stress – minimiert man ihn. Selbst dann, wenn der Rüde danach – ich zitiere – tausend Lieder vom Vermissen schreibt.
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