14|10|2015 – Toi­let­ten­häus­chen? Oder doch die ers­te Hundehütte?

Als ich nach der ers­ten Nacht, die unse­re sie­ben Wel­pen allein im gro­ßen Spiel­zim­mer ver­bracht haben, die Türe öff­ne, rech­ne ich bei­na­he damit, dass mir ein alt­be­kann­ter, ste­chen­der Geruch ent­ge­gen­schlägt – und fast augen­blick­lich ver­krampft sich mein Magen. Letzt­ge­nann­ter lässt die hal­be Tas­se Kaf­fee, die ich – nach­dem Nell mich gegen vier­tel nach vier an die drin­gen­de Erfül­lung ihrer Mut­ter­pflich­ten erin­nert und das Klin­geln des Weckers damit über­flüs­sig gemacht hat­te – im Halb­schlaf auf­ge­brüht und has­tig hin­un­ter gekippt hat­te, vor­sorg­lich rotie­ren. Der Ekel – per­so­ni­fi­ziert, im grü­nen Anzug – sitzt auch nach drei Wür­fen noch immer in der Schalt­zen­tra­le mei­nes Hirns am Reg­ler­pult und schreit so laut es geht: »Ohgot­toh­gott!«

Dies­mal aber blei­be ich ver­blüfft im Tür­rah­men ste­hen. Nicht, dass es nicht rie­chen wür­de – also im Sin­ne von gar nicht –, aber der Anblick, der sich mei­nen Augen bie­tet nach­dem ich das Licht ange­knipst habe, ent­spricht in keins­ter Wei­se mei­nen Erwar­tun­gen: Dort, wo sich das Spiel­zim­mer bei den ers­ten bei­den Wür­fen näch­tens in eine Berg- und Talland­schaft ver­wan­delt hat­te und Zei­tungs­pa­pier­schiff­chen auf gold­glän­zen­den Seen gese­gelt waren, ist nichts. Also, nicht Nichts im Sin­ne von gar nichts, denn die eine oder ande­re Pfüt­ze schim­mert auch an die­sem Mor­gen auf den hell­grau­en Flie­sen, aber doch bei­na­he sau­ber. Applaus, Applaus!

Beim anschlie­ßen­den Aus­räu­men der gut gefüll­ten Wel­pen­toi­let­te, die sich, ein­ge­rahmt von vier fes­ten Kie­fern­holz­bret­tern, in einer der hin­te­ren Ecken des Spiel­zim­mers befin­det, mel­det sich dann schließ­lich doch wie­der kra­kee­lend der Ekel zu Wort – hat dies­mal aber, da die gro­ßen Unter­la­gen aus gum­mier­tem Zell­stoff sehr viel leich­ter auf­zu­neh­men sind, als durch­weich­tes Zei­tungs­pa­pier, kein leich­tes Spiel. Wo sie­ben von sie­ben Wel­pen so schnell ler­nen, das Klo zu benut­zen, herrscht ein­deu­tig Freu­de vor.

© Johannes Willwacher