Als ich nach der ersten Nacht, die unsere sieben Welpen allein im großen Spielzimmer verbracht haben, die Türe öffne, rechne ich beinahe damit, dass mir ein altbekannter, stechender Geruch entgegenschlägt – und fast augenblicklich verkrampft sich mein Magen. Letztgenannter lässt die halbe Tasse Kaffee, die ich – nachdem Nell mich gegen viertel nach vier an die dringende Erfüllung ihrer Mutterpflichten erinnert und das Klingeln des Weckers damit überflüssig gemacht hatte – im Halbschlaf aufgebrüht und hastig hinunter gekippt hatte, vorsorglich rotieren. Der Ekel – personifiziert, im grünen Anzug – sitzt auch nach drei Würfen noch immer in der Schaltzentrale meines Hirns am Reglerpult und schreit so laut es geht: »Ohgottohgott!«
Diesmal aber bleibe ich verblüfft im Türrahmen stehen. Nicht, dass es nicht riechen würde – also im Sinne von gar nicht –, aber der Anblick, der sich meinen Augen bietet nachdem ich das Licht angeknipst habe, entspricht in keinster Weise meinen Erwartungen: Dort, wo sich das Spielzimmer bei den ersten beiden Würfen nächtens in eine Berg- und Tallandschaft verwandelt hatte und Zeitungspapierschiffchen auf goldglänzenden Seen gesegelt waren, ist nichts. Also, nicht Nichts im Sinne von gar nichts, denn die eine oder andere Pfütze schimmert auch an diesem Morgen auf den hellgrauen Fliesen, aber doch beinahe sauber. Applaus, Applaus!
Beim anschließenden Ausräumen der gut gefüllten Welpentoilette, die sich, eingerahmt von vier festen Kiefernholzbrettern, in einer der hinteren Ecken des Spielzimmers befindet, meldet sich dann schließlich doch wieder krakeelend der Ekel zu Wort – hat diesmal aber, da die großen Unterlagen aus gummiertem Zellstoff sehr viel leichter aufzunehmen sind, als durchweichtes Zeitungspapier, kein leichtes Spiel. Wo sieben von sieben Welpen so schnell lernen, das Klo zu benutzen, herrscht eindeutig Freude vor.
© Johannes Willwacher