Der 59. Träch­tig­keits­tag: Abwarten

Es ist kaum halb sie­ben durch, als ich ein vier­stim­mi­ges Klack-klack auf den Stu­fen höre. Ich spei­che­re das Doku­ment, an dem ich gera­de gear­bei­tet habe, schaue vom Bild­schirm auf und erwi­sche im Augen­win­kel einen Hund, der ver­schla­fen durch den Tür­bo­gen zum Wohn­zim­mer getrot­tet kommt. Die brei­te Bles­se ist selbst im Halb­dun­kel gut zu erken­nen: Nell. Gäh­nend bleibt sie vor dem Sofa ste­hen, setzt erst eine, schließ­lich bei­de Pfo­ten auf den Rand, schiebt sich müh­se­lig empor und legt sich, den Kopf auf mei­ner Schul­ter abge­stützt, schwer atmend neben mich. Gerührt drü­cke ich ihr einen schnel­len Kuss auf die Schnau­ze, der mit einem lang­ge­zo­ge­nen Seuf­zen beant­wor­tet wird, und habe fast augen­blick­lich ver­ges­sen, womit ich gera­de befasst gewe­sen bin. »Gut geschla­fen?«, fra­ge ich. »Wie wür­dest du schla­fen, wenn du eine Hand­voll nim­mer­mü­der Rau­pen ver­schluckt hät­test?«, sagt ihr Blick. Ein Nein braucht manch­mal kei­ne Worte.

»Woll­test du nicht eigent­lich über mich schrei­ben?«, will eine zwei­te Hun­de­schnau­ze wis­sen, die sich wenig spä­ter auf­for­dernd unter mei­nen lin­ken Arm schiebt. »Immer ist Nell dran, wenn man fragt«, fügt eine for­schen­de Zun­ge hin­zu, die erst den Hand­rü­cken, dann das lin­ke Ohr in Angriff nimmt. Der Ver­such, die zudring­li­che Hün­din abzu­weh­ren, wird mit einer Pfo­te beant­wor­tet, die mein Gesicht streift, und einen roten Strie­men auf mei­ner Wan­ge hin­ter­lässt. »Eigent­lich«, sage ich und fixie­re die bewuss­te Pfo­te mit mei­ner Hand, »eigent­lich woll­te ich wirk­lich über dich schrei­ben – dar­über, dass jede Hand, die Nells Bauch strei­chelt, von dir bean­sprucht wird, und dir gera­de, mehr als alles ande­re, die Eifer­sucht ins Gesicht geschrie­ben steht«. Ida legt den Kopf schief. Im schwa­chen Schein des Bild­schirms sieht die­ser tat­säch­lich ein wenig grün aus. Kurz­ent­schlos­sen las­se ich die Fin­ger über die Tas­ta­tur flie­gen und über­schrei­be den Ent­wurf, der unvoll­endet auf mei­nem Desk­top liegt. »Zufrie­den?«, fra­ge ich. Und habe zur Ant­wort gleich wie­der ihre Zun­ge im Ohr. Auch ein Ja braucht manch­mal kei­ne Worte.

Mein Bauch­ge­fühl sagt, dass es Sonn­tags­kin­der wer­den – und auch Nells Tem­pe­ra­tur, die sich kon­stant zwi­schen 37,2 und 37,8 Grad bewegt, spricht bis­her nicht dafür, dass sich unse­re Wel­pen frü­her auf den Weg machen werden.

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