Es ist kaum halb sieben durch, als ich ein vierstimmiges Klack-klack auf den Stufen höre. Ich speichere das Dokument, an dem ich gerade gearbeitet habe, schaue vom Bildschirm auf und erwische im Augenwinkel einen Hund, der verschlafen durch den Türbogen zum Wohnzimmer getrottet kommt. Die breite Blesse ist selbst im Halbdunkel gut zu erkennen: Nell. Gähnend bleibt sie vor dem Sofa stehen, setzt erst eine, schließlich beide Pfoten auf den Rand, schiebt sich mühselig empor und legt sich, den Kopf auf meiner Schulter abgestützt, schwer atmend neben mich. Gerührt drücke ich ihr einen schnellen Kuss auf die Schnauze, der mit einem langgezogenen Seufzen beantwortet wird, und habe fast augenblicklich vergessen, womit ich gerade befasst gewesen bin. »Gut geschlafen?«, frage ich. »Wie würdest du schlafen, wenn du eine Handvoll nimmermüder Raupen verschluckt hättest?«, sagt ihr Blick. Ein Nein braucht manchmal keine Worte.
»Wolltest du nicht eigentlich über mich schreiben?«, will eine zweite Hundeschnauze wissen, die sich wenig später auffordernd unter meinen linken Arm schiebt. »Immer ist Nell dran, wenn man fragt«, fügt eine forschende Zunge hinzu, die erst den Handrücken, dann das linke Ohr in Angriff nimmt. Der Versuch, die zudringliche Hündin abzuwehren, wird mit einer Pfote beantwortet, die mein Gesicht streift, und einen roten Striemen auf meiner Wange hinterlässt. »Eigentlich«, sage ich und fixiere die bewusste Pfote mit meiner Hand, »eigentlich wollte ich wirklich über dich schreiben – darüber, dass jede Hand, die Nells Bauch streichelt, von dir beansprucht wird, und dir gerade, mehr als alles andere, die Eifersucht ins Gesicht geschrieben steht«. Ida legt den Kopf schief. Im schwachen Schein des Bildschirms sieht dieser tatsächlich ein wenig grün aus. Kurzentschlossen lasse ich die Finger über die Tastatur fliegen und überschreibe den Entwurf, der unvollendet auf meinem Desktop liegt. »Zufrieden?«, frage ich. Und habe zur Antwort gleich wieder ihre Zunge im Ohr. Auch ein Ja braucht manchmal keine Worte.
Mein Bauchgefühl sagt, dass es Sonntagskinder werden – und auch Nells Temperatur, die sich konstant zwischen 37,2 und 37,8 Grad bewegt, spricht bisher nicht dafür, dass sich unsere Welpen früher auf den Weg machen werden.
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