Ein zweiter Brocken zerbirst braun und staubig auf dem betonierten Gehweg, die Herbstblumen dahinter ziehen betroffen die Köpfe ein. Wieder und wieder bebt es in der Hecke, aus der erst nur angestrengtes Hecheln, bald erdiges Schmatzen zu hören ist, dann schließlich wird ein dritter Brocken Erde zu den beiden anderen auf dem Weg geschleudert. »Wenn du auf der anderen Seite angekommen bist«, rufe ich der Hecke zu und lehne mich ganz auf der Gartenbank zurück, »schreib’ ne Karte!« Die Antwort folgt in Form eines vierten Fluggeschoss, das in abgeflachter Kurve kurz ansteigt, fällt, und in der Vogeltränke unter dem fast verblühten Sommerflieder landet. Dann ist Ruhe.
Mit dem 57. Tag der Trächtigkeit, den das morgige Datum markiert, sind die Lungen der Welpen so weit ausgereift, dass der Wurf lebensfähig geboren werden kann. Das geht auch an der Hündin nicht spurlos vorbei: Oftmals macht sich in den letzten Tagen vor der Geburt besondere Unruhe bemerkbar – nicht selten kann ein beharrliches Nestbauverhalten beobachtet werden, das auch vor den Gartenbeeten nicht zurückschreckt. Der Hündin sollten nun mehrere kleine Mahlzeiten am Tag angeboten werden, um sie bei der wachsenden Leibesfülle nicht unnötig zu belasten – vielen Hündinnen scheint es in den letzten Tagen vor der Geburt aber ohnehin nicht mehr zu schmecken, so dass sie jedwedes Futter von selbst verweigern. Um auf ein Absinken der Temperatur, das als sicheres Zeichen einer bevorstehenden Geburt gilt, vorbereitet zu sein, sollte die Körpertemperatur der Hündin zudem dreimal täglich kontrolliert werden.
Die Schnauze fast vollständig mit Lehm verkrustet, schleicht sie schwerfällig auf mich zu. Erde, Gras und Wurzeln zwängen sich zwischen ihre Zehen, jeder Zentimeter ihres Körpers scheint mit Staub bedeckt zu sein. Endlich bei mir angekommen, folgt sie nur zu gerne der Einladung der Hand, die sich zum Streicheln anbietet, und lässt sich langsam auf den Boden sinken. Ihr Bauch ist prall und rund, darunter spüre ich feste, kleine Tritte – winzige Pfoten, die es der Mutter gleichtun, die graben wollen. »Wie viele Tage noch?«, denke ich, und lasse die Welpen weiter schaukeln. Nell blinzelt. Ihr Blick sagt: »Bitte ganz bald!«
© Johannes Willwacher