Kur­zes Schläf­chen, lang aus­ge­streckt: »Beau«, Broad­me­a­dows Boun­cing off Clouds

Über schlafende Hunde in sozialen Netzwerken – und die Frage, warum der zweibeinige Partner beim Schlafen längst nicht so süß aussieht, wie der Vierbeiner.

Ver­zückt steigst du über den Vier­bei­ner, der mit weit von sich gestreck­ten Pfo­ten schla­fend vor dem Bett liegt, und ertappst dich im nächs­ten Moment dabei, das Smart­phone zur Hand zu neh­men und ein Foto der süßen Schlaf­müt­ze auf Face­book zu pos­ten. »Sooo gemüt­lich«, setzt du zusam­men mit drei Her­zen dar­un­ter. Bei dem Men­schen, mit dem du das Schlaf­zim­mer teilst, wür­de dir das im Traum nicht ein­fal­len – nicht bloß, weil die­ser sich regel­mä­ßig dei­nen Ellen­bo­gen ver­dient, wenn er es wagt, die für das Schlaf­zim­mer zuläs­si­ge Dezi­bel­gren­ze uner­laubt zu über­schrei­ten, son­dern auch, weil dir voll­kom­men gleich­gül­tig ist, in wel­cher Posi­ti­on er schläft: Beim Schla­fen süß aus­se­hen kön­nen nur Hun­de (oder Frisch­ver­lieb­te, zu denen ihr – das fest­zu­stel­len erüb­rigt sich in die­sem Zusam­men­hang eigent­lich fast von selbst – natür­lich längst nicht mehr gehört).

Man könn­te leicht den Ein­druck bekom­men, dass Hun­de den gan­zen Tag ver­schla­fen – auf dem Bett, dem Sofa oder ein­ge­rollt unter dem Küchen­tisch –, irgend­wo streckt immer jemand alle Vie­re von sich. Tat­säch­lich macht die Tief­schlaf­pha­se bei Hun­den aber nur einen sehr gerin­gen Teil der Ruhe­zei­ten aus – das kann wohl jeder bestä­ti­gen, der wäh­rend der Mit­tags­pau­se schon ein­mal den Kühl­schrank geöff­net hat: es braucht bloß drei Sekun­den, bis der Hund hell­wach dane­ben steht. Die­se Fähig­keit haben Hun­de uns Men­schen ein­deu­tig vor­aus. Wäh­rend unse­re Sin­ne abschal­ten, sobald wir ein­ge­schla­fen sind, schließt der Hund nur die Augen – und über­lässt Nase und Ohren, deren Wahr­neh­mung in den Leicht­schlaf­pha­sen deut­lich geschärft ist, die Kon­trol­le. So genügt schon das lei­ses­te »Klick«, um den Hund wie­der auf­schre­cken zu lassen.

Als du am fol­gen­den Mor­gen auf­stehst, haben vier­und­zwan­zig Freun­de dein Foto kom­men­tiert, drei Men­schen, die du nicht kennst (die aber – ähn­lich wie du selbst – einen Hund als Pro­fil­bild ver­wen­den), dir eine Freund­schafts­an­fra­ge geschickt, und sich die Likes vom ein- in den drei­stel­li­gen Bereich hin­auf geschraubt. Mit dem Smart­phone in der Hand drehst du dich nach dei­ner bes­se­ren Hälf­te um, die sich um die­se Uhr­zeit aller­dings weit weni­ger für sozia­le Netz­wer­ke inter­es­siert, als du selbst, dir wort­los den Rücken zuwen­det und den Blick auf das Kis­sen frei­gibt, auf dem ein unscharf umris­se­ner Spuck­fleck prangt. Du ver­ziehst augen­blick­lich das Gesicht, suchst in Gedan­ken nach dem grü­nen Kotz-Smi­ley und denkst: »Beim Schla­fen süß aus­se­hen kön­nen nur Hunde«.

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