»Was machst du da?« Mit Nachdruck schiebt sich eine Schnauze unter meinen Ellbogen und lässt den rechten Arm, der angewinkelt eine Parallele zur Tischplatte bildet und mit dem Handgelenk auf dem metallisch glänzenden Gehäuse des Rechners aufgestützt ist, ruckartig hochschnellen.
»Jetzt nicht, Zion«, sage ich, und wische die aufdringliche Hundeschnauze mit einer unbewussten Handbewegung weg – nur um diese, kaum einen Moment später, erneut und deutlich bewusster unter meinem Am zu spüren. Bevor ich mich versehe, folgen der Schnauze zwei Pfoten, und kurz darauf schiebt sich ein Hundekopf triumphierend zwischen mich und den Bildschirm.
»Was machst du da?«, fragt er, streckt sich, und während er gähnt schlägt mir der saure Geruch von halbverdautem Fisch entgegen.
»Auf jeden Fall frage ich mich nicht mehr, was du zum Frühstück gegessen hast.«
»Das wollte ich aber gar nicht wissen«, sagt er und beißt sich gespielt auf die Oberlippe.
»Wenn du es genau wissen willst«, antworte ich, »ich schreibe«.
»Was denn?«
»Dass du morgen zwei Jahre alt wirst«, sage ich, »auch wenn es mir gerade wirklich schwer fällt, das zu glauben«. Kurz schaut er mich fragend an, dann krallen sich seine beiden Vorderpfoten in meinen Oberschenkel und er zieht, halb im Sprung, die Hinterläufe nach. Ich stöhne auf. »Och, Zion, meinst du nicht, dass man mit zwei Jahren vielleicht ein bisschen zu groß ist, um noch auf dem Schoß zu sitzen?«
»Ich find’s prima«, sagt er und grinst.
»Stimmt, du findest es ja auch prima, wenn man dich Baby nennt«, kontere ich, »vielleicht sollte ich darüber etwas schreiben?« Vergnügt beobachte ich, wie sein Grinsen gefriert.
»Das … das kannst du nicht.« Entschlossen springt er von meinem Schoß und läuft zur Tür.
»Doch, kann ich. Hab’ ich grade.« Auf dem Bildschirm vor mir blinken vier Buchstaben.
»Wer soll mich denn da noch ernst nehmen?« Er bleibt im Türrahmen stehen, rollt sich seufzend zusammen und lässt, mir den Rücken zugekehrt, den Kopf zwischen den Pfoten verschwinden. Nur die weiße Schwanzspitze lugt noch neugierig um die Ecke.
»Wer ist das Ba-by?«, frage ich mit basstönender Stimme. Nichts passiert. »Wer ist das Baaa-by?«, versuche ich es erneut. Die weiße Schwanzspitze zuckt, dann trappeln Pfoten auf den Dielen.
»Ich?«, fragt er und legt den Kopf auf mein Knie.
»Nur du«, sage ich, »und das wirst du auch immer bleiben«.
Arix, Edda, Lou, Zion, Gonzo und Liv – meine A’s – feiern heute ihren 2. Geburtstag. Und auch wenn die Sechs längst keine Babies mehr sind, werden sie es für mich doch immer bleiben. Weil sie meine ersten waren. Ihr Sechs – wie auch immer ihr euren Tag mit euren Menschen verbringt – ihr bleibt einzigartig, ihr bleibt besonders!
© Johannes Willwacher