Vor gut zwei Wochen …
»Vier Wochen noch, dann wird’s ernst«, meine ich und ahne schon, welche Reaktion mich darauf erwartet. Am anderen Ende der Leitung höre ich angestrengtes Atmen, sehe beinahe, wie sich die Augen plötzlich weiten und die Mundwinkel nervös spannen. Dann bricht ein Lachen hervor.
»Aber«, sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung, »aber was muss ich denn überhaupt können? Sowas hab’ ich ja noch nie gemacht«.
»Stehen und im Kreis laufen«, sage ich und weiß, dass das sehr viel leichter klingt, als es ist. »Außerdem, das Stehen habt ihr bereits geübt, und selbst wenn er sich währenddessen mal setzen sollte, ist das nicht schlimm«, füge ich hinzu. »Wenn du ihn die ganze Zeit über stehen lässt, reicht die Konzentration im entscheidenden Moment vielleicht nicht mehr aus. Und je nachdem wie viele Rüden in der Jugendklasse gemeldet sind, kann es schon etwas dauern, bis der Richter alle Einzelbewertungen vorgenommen hat. Für einen elf Monate alten Rüden kann das schon sehr lang sein«, schließe ich und erinnere mich, wie viel ich als Anfänger falsch gemacht habe – beinahe alles.
»Ja gut – und was ist mit dem Laufen?«, will das andere Ende der Leitung wissen. »Schön bei Fuß, so wie in der Hundeschule?«
»Nein, bloß nicht«, protestiere ich, »der Hund sollte sich frei bewegen, damit er sich optimal präsentieren kann. Wenn du ihn Fuß laufen lässt, kann er sein Gangwerk nicht richtig zeigen und nimmt wohl nicht nur den Kopf hoch, um dich anzuschauen, sondern trägt wahrscheinlich auch den Pinsel viel zu weit oben. Das machen viele falsch, die zum ersten Mal im Ring stehen«.
»Das müsst ihr mir dann aber erst mal zeigen – selbst, wenn es um nichts geht«, wendet das andere Ende der Leitung mit einem Lachen ein, »ich will mich ja nicht bis auf die Knochen blamieren«.
»Schätzelein, das wirst du schon nicht«, sage ich und muss nun selbst lachen, »das Sich-im-Ring-bis-auf-die-Knochen-blamieren bleibt außerdem mir allein vorbehalten«. Jetzt lachen wir beide. »Deshalb hab’ ich ja auch irgendwann kurzentschlossen Dirk die Ausstellungsleine in die Hand gedrückt. Ich bin im Ausstellungsring kaum erfolgreicher als jemand, der versucht, ein Kamel durchs Nadelöhr zu treiben. Das kann nur schief gehen.«
»Jetzt bin ich aufgeregt«, heißt es am anderen Ende der Leitung. »Vier Wochen? Oh Gott«, und ich ahne, was folgt, »wann könnt ihr hier sein?«
»Immer, das weißt du doch«, antworte ich.
»Buddy«, Broadmeadows Body and Soul, war gerade einmal sechs Wochen alt, als ich seinen neuen Besitzern das Versprechen abnahm, ihn – sollte er sich so entwickeln, wie ich es damals erwartete –, zumindest einmal auszustellen. Meine Erwartungen hat er, so viel kann ich heute sagen – und das mögen vielleicht auch die Fotos beweisen, die Dirk gestern von ihm gemacht hat –, mehr als erfüllt. Für seine erste Ausstellung hingegen erwarte ich nichts – nur den Spaß, dabei zu sein.
© Johannes Willwacher