»Wenn ich mir den Blauen nehme, würde dir das missfallen?«, fragte Ida, und tat zögernd einen Schritt auf Iska zu, ohne den Blick dabei jedoch von dem Ball zu nehmen, der zwischen beiden am Boden lag. »Es ist ja nicht so, dass ich ihn behalten wollen würde«, sagte sie, »nur ausborgen, vielleicht«.
Nachdenklich kniff Iska die Augen zusammen und ließ den hellgelben Ball, der an einer bunt gemusterten Schnur aus ihrer Schnauze baumelte, hin und her schaukeln. »Ausborgen«, presste sie zwischen den Zähnen hervor, »ausborgen geht nicht«.
Ida blickte sie verständnislos an. »Aber sicher geht das«, sagte sie, »du kannst ja nicht mit zwei Bällen gleichzeitig spielen«.
Lächelnd ließ sich Iska ins Gras sinken und legte den hellgelben Ball zwischen ihren Pfoten ab. »Man kann alles, wenn man es nur richtig begründet«, antwortete sie, und stupste den Ball vor ihr zaghaft mit der Nase an, so dass er weiter ins Gras hinein rollte und schließlich neben dem blauen Ball zu liegen kam. »Der hier«, sagte sie und blickte auf den gelben Ball, »der ist zum Werfen, und der andere«, und meinte damit den blauen Ball, »der ist zum Tragen«.
»Aber … «, wollte Ida erwidern.
»Schau, es ist ganz einfach«, fiel ihr Iska ins Wort, »hat man nur einen, dann kann man auch nur eines. Also braucht man zwei«. Und damit stand sie auf, nahm erst den einen, dann auch den anderen Ball in die Schnauze und stolzierte mit hoch erhobener Rute an Ida vorbei …
Zu Besuch in Bremen: Gestern habe ich mit Ida einen schönen Tag bei Iska (Broadmeadows Beauty Queen) und Holle verbracht – und während sich die Zweibeiner mit guten Gesprächen, Kaffee und Kuchen die Zeit vertrieben haben, konnten sich Mutter und Tochter nicht nur von allen Seiten beschnuppern, sondern auch lernen, dass der beste Grund, nur mit einem Ball zu spielen, manchmal einfach der ist, den Besuch glücklich zu machen. Und glücklich – ja, glücklich war Ida ganz bestimmt. Und ich sowieso …
© Johannes Willwacher