Nichts ist so erfrischend, wie ein beherzter
Schritt über die Grenzen.
– Keith Haring
Zwei Bilder. Auf beiden: ein kleiner und ein großer Hund, und obschon man beinahe meinen möchte, auf beiden Bildern den gleichen kleinen Hund zu sehen, erzählt jedes Bild eine eigene Geschichte. Die eine beginnt damit, dass sich zwei Hunde auf einer Wiese begegnen – zwei Hunde, die sich fremd sind und nicht mehr gemeinsam haben, als nun eben Hunde zu sein. Die andere erzählt von zwei Hunden, die sich kennen, die gelernt haben, einander zu lesen, und die längst ahnen, welchen Schritt der andere unternimmt, noch bevor der die Pfote hebt. Was für den ersten fremd ist, heißt für den zweiten schon Freund.
Das Fremde einatmen, willkommen heißen, es auf der Zunge zergehen und vertraut werden lassen – an manchen Tagen wünscht man sich, auch als Mensch ein bisschen mehr Hund, ein bisschen weniger fremd zu sein.
© Johannes Willwacher