Zwei Welpen, elf Wochen und der erste Besuch auf dem Hundeplatz: Auch wenn das Wetter uns gerne den Spaß verderben möchte, wir lassen uns die letzten zwei Wochen …
Tanto brevius omne,
quanto felicius tempus!
– Plinius der Jüngere
Von den Knien her frisst sich die Nässe in meine Jeans. Ohne hinzuschauen weiß ich, dass die Flecken kreisrund sind und sich an den Rändern, dort wo der Stoff der Hose über das feuchte Gras gescheuert ist, ein schmieriger Grünton abzeichnet, der sich weiter ausdehnen wird, wenn ich nicht ruhig hocken bleibe. Über Nacht hat es geregnet, und es heißt, dass der Herbst kommt. Zehn Grad. In meinem Kopf hallt die Stimme des Nachrichtensprechers wider, die von mehr Wind, mehr aufziehendem Regen spricht und weiß, dass es zuletzt am 26. Juni so kalt gewesen ist. Tropfen fliegen, Schritte nähern sich. Konzentriert kneife ich die Augen zusammen, spähe durch den Sucher der Kamera und stelle das Bild scharf. Dort, wo sechs waren, sind nur noch zwei.
Der eine ist groß, der andere – jener, der mit über dem Rücken gekringelter Rute in der Schubkarre steht –, ein wenig kleiner. Der eine lernt schnell, versteht, dass, wenn er sich entspannt, die Hand vor seiner Nase es ihm gleichtut, und er das, was sie schützend verbirgt, als Belohnung bekommt. Der andere lässt sich Zeit. Zuerst muss er das Halsband loswerden, das zwar nur locker angelegt ist, aber ungewohnt drückt, und lernen – nein, lernen kann man damit nicht. Immer wieder wendet er deshalb den Kopf ab und lässt sich ins Gras fallen, die Hinterläufe fliegen, bekommen das Halsband aber doch nicht zu fassen, immer wieder von Neuem und genauso vergebens. Der aus der Schubkarre schaut zu.
Als ich am Morgen des 26. Juni gegen neun Uhr aufwachte, hatte ich kaum drei Stunden geschlafen. Nachdem mich mein erster Gang zur Kaffeemaschine geführt, ich mechanisch den Filter eingesetzt und das Pulver hineingelöffelt hatte, setzte ich mich an den Küchentisch und klappte gähnend den Rechner auf. Noch bevor der Kaffee ganz durchgelaufen war, hatte ich drei E-Mails verschickt, alle mit dem gleichen Betreff und in etwa dem gleichen Wortlaut. Wie sich kaum zehn Minuten später herausstellen sollte, waren das aber längst nicht alle Gemeinsamkeiten. Dort, wo sechs waren, wusste ich bis dahin nur von fünf.
Der aus der Schubkarre bellt, ich schaue auf. »Dafür, dass es dich gar nicht gibt«, sage ich, »bist du kaum zu überhören«, und lache. Beau lacht zurück. Elf Wochen.
© Johannes Willwacher