Was Welpen wirklich denken: Über Hände und Füße und schreiende Menschen. Wir haben unseren Border Collie Welpen einmal ganz genau auf die Schnauze geschaut …
Manchmal tut Liebe weh, sagte der Hase
und umarmte den Igel.
– Unbekannt
»Du, sag mal, Joey …«, sagte Pepper, während sie mit festem Auge den großen Zeh des Zweibeiners fixierte, der sich gerade anschickte über das Gitter des Welpenauslaufs zu steigen.
»Was sage ich?«, wollte Joey wissen, ahnte aber bereits, auf was Pepper hinaus wollte. Bei Pepper wusste man immer, um was es ging und meistens, das hatte Joey selbst schon zu spüren bekommen, war das nichts Gutes.
»Weißt du, warum die Zweibeiner immer aufschreien, wenn man in sie hinein beißt?«, fragte Pepper. Wenn Pepper nicht gerade schlief oder versuchte, sich aus einem Stück Zeitung ein eigenes Haus zu bauen, dann biss sie gerne in einen vorbeilaufenden Zweibeiner hinein. Das wusste jeder – aber das war, da diese Vorliebe von allen anderen geteilt wurde, auch weiter nichts besonderes. Besonders war vielleicht nur die Hartnäckigkeit, die Pepper dabei an den Tag legte. Während Iska und Beau immer gleich aufgaben, wenn sie auf Gegenwehr stießen, und die anderen drei sich gerne durch Spielzeug ablenken ließen, war Pepper davon wenig bis gar nicht zu beeindrucken. Zähne mit Füßen, so nannten sie die anderen mit heimlicher Bewunderung.
»Ich glaube, Zweibeiner sind nicht besonders gut darin, mit anderen zu kommunizieren. Sie reden zwar viel, sagen aber wenig. Vielleicht fällt ihnen einfach nichts besseres ein?«, antwortete Joey mit einem Schulterzucken. Dass auch ihm nichts besseres einfiel, tat ohnehin nichts mehr zur Sache, denn Pepper hatte seine Antwort nicht einmal abgewartet, und sich stattdessen gleich den Zeh des Zweibeiners vorgenommen. Das dieser in höchsten Tönen schrie, schien sie nur noch mehr anzuspornen.
»Hapfu fom eim’ Umterfied gefmeck’ zwiffem Händen un’ Füfem?«, presste sie zwischen den Zähnen hervor, ohne auch nur einen Moment vom großen Zeh des Zweibeiners abzulassen. Dieser hatte mittlerweile beide Hände zur Hilfe genommen und versuchte verzweifelt, Peppers Kiefer aufzuhebeln.
Angezogen durch die immer schriller werdenden Schreie des Zweibeiners, hatten sich die anderen Welpen hinter Joey versammelt und schauten mit großen Augen dabei zu, wie das rasende schwarz-weißel Knäuel an dessen Fuß hin und her geschleudert wurde. »Die muss auch immer übertreiben«, meinte Buddy, »wenn man es sich nicht vollends verscherzen möchte, dann sollte man irgendwann auch wieder loslassen«. Und als ob Pepper das gehört hätte, ließ sie den Zeh tatsächlich los, legte den Kopf schief und saß, kaum einen Augenblick später, im Schoß des Zweibeiners.
»Hände und Füße schmecken vollkommen gleich«, sagte Pepper mit einem Grinsen, »aber die, die man lieb hat, die schmecken am besten«.
© Johannes Willwacher