Was Welpen wirklich denken: Über Hände und Füße und schreiende Menschen. Wir haben unseren Border Collie Welpen einmal ganz genau auf die Schnauze geschaut …

Manch­mal tut Lie­be weh, sag­te der Hase
und
umarm­te den Igel.
– Unbekannt

»Du, sag mal, Joey …«, sag­te Pep­per, wäh­rend sie mit fes­tem Auge den gro­ßen Zeh des Zwei­bei­ners fixier­te, der sich gera­de anschick­te über das Git­ter des Wel­pen­aus­laufs zu steigen.
+++++»Was sage ich?«, woll­te Joey wis­sen, ahn­te aber bereits, auf was Pep­per hin­aus woll­te. Bei Pep­per wuss­te man immer, um was es ging und meis­tens, das hat­te Joey selbst schon zu spü­ren bekom­men, war das nichts Gutes.
+++++»Weißt du, war­um die Zwei­bei­ner immer auf­schrei­en, wenn man in sie hin­ein beißt?«, frag­te Pep­per. Wenn Pep­per nicht gera­de schlief oder ver­such­te, sich aus einem Stück Zei­tung ein eige­nes Haus zu bau­en, dann biss sie ger­ne in einen vor­bei­lau­fen­den Zwei­bei­ner hin­ein. Das wuss­te jeder – aber das war, da die­se Vor­lie­be von allen ande­ren geteilt wur­de, auch wei­ter nichts beson­de­res. Beson­ders war viel­leicht nur die Hart­nä­ckig­keit, die Pep­per dabei an den Tag leg­te. Wäh­rend Iska und Beau immer gleich auf­ga­ben, wenn sie auf Gegen­wehr stie­ßen, und die ande­ren drei sich ger­ne durch Spiel­zeug ablen­ken lie­ßen, war Pep­per davon wenig bis gar nicht zu beein­dru­cken. Zäh­ne mit Füßen, so nann­ten sie die ande­ren mit heim­li­cher Bewunderung.
+++++»Ich glau­be, Zwei­bei­ner sind nicht beson­ders gut dar­in, mit ande­ren zu kom­mu­ni­zie­ren. Sie reden zwar viel, sagen aber wenig. Viel­leicht fällt ihnen ein­fach nichts bes­se­res ein?«, ant­wor­te­te Joey mit einem Schul­ter­zu­cken. Dass auch ihm nichts bes­se­res ein­fiel, tat ohne­hin nichts mehr zur Sache, denn Pep­per hat­te sei­ne Ant­wort nicht ein­mal abge­war­tet, und sich statt­des­sen gleich den Zeh des Zwei­bei­ners vor­ge­nom­men. Das die­ser in höchs­ten Tönen schrie, schien sie nur noch mehr anzuspornen.
+++++»Hap­fu fom eim’ Umter­fied gefmeck’ zwif­fem Hän­den un’ Füfem?«, press­te sie zwi­schen den Zäh­nen her­vor, ohne auch nur einen Moment vom gro­ßen Zeh des Zwei­bei­ners abzu­las­sen. Die­ser hat­te mitt­ler­wei­le bei­de Hän­de zur Hil­fe genom­men und ver­such­te ver­zwei­felt, Pep­pers Kie­fer aufzuhebeln.
+++++Ange­zo­gen durch die immer schril­ler wer­den­den Schreie des Zwei­bei­ners, hat­ten sich die ande­ren Wel­pen hin­ter Joey ver­sam­melt und schau­ten mit gro­ßen Augen dabei zu, wie das rasen­de schwarz-wei­ßel Knäu­el an des­sen Fuß hin und her geschleu­dert wur­de. »Die muss auch immer über­trei­ben«, mein­te Bud­dy, »wenn man es sich nicht voll­ends ver­scher­zen möch­te, dann soll­te man irgend­wann auch wie­der los­las­sen«. Und als ob Pep­per das gehört hät­te, ließ sie den Zeh tat­säch­lich los, leg­te den Kopf schief und saß, kaum einen Augen­blick spä­ter, im Schoß des Zweibeiners.
+++++»Hän­de und Füße schme­cken voll­kom­men gleich«, sag­te Pep­per mit einem Grin­sen, »aber die, die man lieb hat, die schme­cken am besten«.

© Johannes Willwacher