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Onkel Püps

Kind mit einem Border Collie Welpen

Kind mit einem Border Collie Welpen

Wenn Mama sich frei nimmt, dann ist der Onkel dran. Über Onkel mit zwei Beinen und mit vier Beinen. Und solche, die gar keine sein wollen, aber trotzdem welche werden …

Ein Onkel, der gutes mit­bringt, ist besser
als eine Tan­te, die bloß Kla­vier spielt.
– Wil­helm Busch

Wer ganz ehr­lich mit sich ist, wird nicht lan­ge nach­den­ken müs­sen, um auf zwei oder drei Din­ge zu kom­men, vor denen er Angst hat. Bei dem einen wer­den es viel­leicht Spin­nen sein, die sich hin­ter dem Bade­zim­mer­spie­gel ver­ste­cken (eben sol­chen, die immer gera­de dann her­vor zu schnel­len schei­nen, wenn man mit der Zahn­bürs­te im Mund davor steht). Bei dem nächs­ten sind es viel­leicht gro­ße Höhen. Viel­leicht rei­chen aber auch schon klei­ne­re aus, wenn gera­de kein Berg­gip­fel zur Hand oder unter den Füßen ist. Mir, das gebe ich ger­ne zu, genügt schon die obers­te Stu­fe der Tritt­lei­ter (wes­halb Spin­nen, die an den Zim­mer­de­cken leben, bei uns ein sehr sor­gen­frei­es Leben füh­ren dürf­ten) – und dane­ben noch das eine oder ande­re, das viel­leicht nicht gleich­wer­tig, aber mit ähn­li­cher Nau­sea ver­bun­den ist. Klei­ne Kin­der, zum Beispiel.

Das Pro­blem mit klei­nen Kin­dern ist nicht, dass sie bei­ßen oder spu­cken könn­ten. Das dür­fen sie. Wenn man es genau nimmt, ist es auch gar nicht das Kind selbst, mit dem ich Pro­ble­me habe, son­dern viel eher das, was in sei­ner Gegen­wart in mei­nem Kopf vor sich geht. Der beginnt sich näm­lich zu dre­hen, sobald man mir ein Kind in die Hand drückt. Und weil mir schon die Vor­stel­lung genügt, das rohe Ei fal­len las­sen zu kön­nen (damit wären wir wie­der bei der Tritt­lei­ter), schlei­che ich mich lie­ber still und heim­lich davon und über­las­se das Her­um­rei­chen denen, die ihre Fan­ta­sie bes­ser im Griff haben. Manch­mal gelingt das aber nicht.

Der Dreijährige hatte gesprochen und
Dreijährige haben immer Recht.

Kevin, der Paten­sohn mei­ner bes­se­ren Hälf­te, war gera­de drei Jah­re alt gewor­den, als er ent­schied, dass ich nun auch sein Paten­on­kel sei. »Gell, das bist du«, schmatz­te er, wäh­rend er auf dem Schoß sei­ner Mut­ter schau­kelnd dar­auf war­te­te, bis die­se die Brat­wurst auf dem Tel­ler vor ihnen in mund­ge­rech­te Stück­chen geschnit­ten hat­te. Ich schau­te mich hil­fe­su­chend um. Wenn man sei­ne bes­se­re Hälf­te (oder viel eher: den Men­schen, der das irgend­wann ein­mal wer­den wür­de) erst zwei Mal getrof­fen hat, ist man wohl auf vie­les gefasst, nicht aber dar­auf, gleich noch ein Paten­kind dazu zu bekom­men. Wäh­rend es also bei­na­he abge­macht schien, dass der Drei­jäh­ri­ge neben mir nun zwei Paten­on­kel hat­te (das sei­ne Mut­ter lachend beton­te, ich sei nur ein Freund, inter­es­sier­te ihn näm­lich eher wenig – der Drei­jäh­ri­ge hat­te gespro­chen und Drei­jäh­ri­ge haben immer Recht), beschränk­te ich mich dar­auf, das zu tun, was ich noch heu­te zu tun pfle­ge, wenn mir nichts bes­se­res ein­fällt. Ich sag­te: »Aha«. Und hat­te kurz dar­auf den Drei­jäh­ri­gen selbst auf dem Schoß, ein Küss­chen auf der Wan­ge und ein rohes Ei zwi­schen den Ohren, das gefähr­lich nah an der Tisch­kan­te rollte.

Der glei­che Kevin sitzt, wie es der Zufall will, gera­de mit einem Wel­pen auf dem Schoß in unse­rem Gar­ten. In zwei Wochen wird er vier­zehn Jah­re alt. Wäh­rend sein eigent­li­cher Paten­on­kel das tut, was alten Tan­ten vor­be­hal­ten blei­ben soll­te (will hei­ßen: nach­zu­fra­gen, ob das Kind sich schon die Zäh­ne geputzt hat), schaue ich dem vier­bei­ni­gen Onkel unse­rer Wel­pen dabei zu, wie er ihnen die Welt erklärt. Und bin mir sicher, dass ein Wel­pe, der einen sol­chen Onkel hat, vor nichts Angst haben muss. Noch nicht ein­mal vor rohen Eiern.

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