»Wer einen Welpen bei uns kauft«, sage ich oft und grinse dabei, »bekommt die bösen Schwiegereltern ungefragt dazu«. Dass diese gar nicht böse sind versteht sich von selbst.
I will go down with this ship –
I won’t put my hands up and surrender.
There will be no white flag above my door,
I’m in love and always will be.
– »White Flag«, Dido
Ich erinnere mich gut, wie groß meine Aufregung war, als wir zum ersten Mal nach der Geburt der Welpen die Züchterin von Nell besuchten. Während ich an der Entscheidung, unserem ersten Border Collie ein Zuhause zu geben, nicht einmal am Rande beteiligt gewesen war – heute würde ich die Entscheidung meiner Eltern unüberlegt nennen, aber das tut auch nichts zur Sache – gingen diesem Besuch viele Telefonate, einige Besuche bei anderen Züchtern und eine wochenlange Wartezeit voraus, die man zermürbend nennen könnte, es aber nicht muss. Schließlich hatte man genug damit zu tun, sein Leben hundegerecht einzurichten, das erste Halsband und die erste Leine auszusuchen, über die ideale Größe von Futternäpfen nachzudenken oder immer neue Ideen aufzuwerfen, wie der Hund, der da kommen sollte, zu rufen sei. Man, also ich, wollte vorbereitet sein – und Vorbereitungen eignen sich hervorragend zur Ablenkung. Selbst die weniger sinnvollen. Es soll Menschen geben, die ernsthaft in Erwägung gezogen haben, ihren Hund »Stinkwurst« zu nennen. Ich bestreite, irgendetwas damit zu tun gehabt zu haben.
Etwas, das achteinhalb Wochen und
jeden Zweifel überdauert …
Nell war zehn Tage alt, als ich sie das erste Mal im Arm hielt. Und auch wenn es mich heute etwas mehr Kraft kostet, sie zu halten, ist das Gefühl dabei noch immer das gleiche – gut und schön und warm. Und vor allen Dingen: Richtig. Wenn ich nun still daneben sitze und mir anschaue, wie sich die Gesichter von denen, die an diesem Wochenende ihren Welpen zum ersten Mal im Arm halten, erhellen und alles ein wenig mehr zu leuchten scheint, dann erkenne ich darin etwas von mir selbst wieder. Etwas, das gut und schön und warm und richtig ist, etwas, das achteinhalb Wochen und jeden Zweifel überdauert. Hoffnung.
Hoffnung ist stärker, als irgendein Glück …
Hoffnung ist menschlich. Hoffnung ist stärker, als irgendein Glück. Und Hoffnung ist es auch, was mich als Züchter bewegt, jemandem einen Welpen anzuvertrauen. »Wer einen Welpen bei uns kauft«, sage ich oft und grinse dabei, »bekommt die bösen Schwiegereltern ungefragt dazu«. Dass diese gar nicht böse sind (zumindest denke ich nicht so von uns), versteht sich von selbst – mir geht es dabei viel mehr um den anderen Teil der Botschaft. Eben jenen, Teil einer Familie zu sein.
Die Familie hält zusammen. Eine schöne Hoffnung.
Jemand, der in einigen Wochen Teil unserer vierbeinigen Familie sein wird, hat gesagt, dass das Leben ein so hoch komplexer Prozess ist, dass es beinahe an ein Wunder grenzt, wenn es störungsfrei verläuft. Als Züchter denkt man oft, man stünde über den Dingen. Aber für beides, für das Leben und die Zucht, gilt das gleiche. Verlassen kann man sich nur auf eines: Die Familie hält zusammen. Eine schöne Hoffnung.
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