I only hope that we don’t lose sight of one thing –
that it was all started by a mouse.
– Walt Disney
In den ersten zehn Tagen deines Lebens bist du blind und taub. Allein auf deine Nase kannst du vertrauen, um zu überleben. Du tastest dich schwerfällig voran, dein Kopf wiegt mehr als deine Beine tragen können, du spürst ungewisse Wärme und kriechst weiter, weißt nicht, wohin. Ein süßer Duft streift deine Nase, und mit all deiner Kraft zwingst du dich weiter, immer weiter zum Ziel. Tauchst ein in die Wärme, hinein in eintausend Haare, den Geruch von Zuhause und den Herzschlag der Welt. Dass deine Welt kaum größer ist als zwei auf zwei Meter kannst du nicht wissen – weißt nur, sie macht dich zufrieden und satt. Und während du dich mit beiden Pfoten in das Leben stemmst, das dir das Leben geschenkt hat, und begierig aufsaugst, was dich wachsen lässt, zwingt dich ein Kuss und die Müdigkeit nieder – das Glück hat vier Pfoten, das ahnst du schon längst.
Man sollte sich das ins Gedächtnis rufen, wenn die Arbeit wieder einmal nicht ganz so leicht von der Hand gehen will, und das will sie manchmal, oder man Steine in den Weg gelegt bekommt, und das bekommt oft, oder man das Gefühl hat, jede noch so kleine Anstrengung sei vergebens: Es braucht nicht viel. Das meiste von dem, was wir tun, ist nicht überlebenswichtig. Wir müssen uns nur daran erinnern zu essen und zu schlafen – und weil wir Menschen sind, vielleicht noch im Straßenverkehr wachsam zu sein und nicht in die Steckdose zu fassen. Wir müssen uns daran erinnern, dass man auch im Kleinen sehr Großes bewältigen kann.
Sieben Tage, eine Woche ist seit der Geburt unserer Welpen vergangen. Während Ida nach dem Säugen nun gerne wieder jede Gelegenheit nutzt, um die Wurfkiste für einen Moment zu verlassen, haben sich unsere Sechs in den letzten Tagen damit begnügt, still und heimlich zu wachsen: Die Geburtsgewichte haben sich bei fast allen Welpen bereits mehr als verdoppelt. Ida genießt es sichtlich wieder am Rudelleben teilhaben zu können, hält aber Abstand von Nell, die sich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden kann, dass es nicht ihre Welpen sind, und die wohl alles dafür tun würde, das Welpenzimmer zu besetzen. Das es dazu nicht kommen wird, versteht sich von selbst. Und das Nell das nicht einsieht ebenso.
© Johannes Willwacher