Border Collie Hündin Ida in der zweiten Woche der Trächtigkeit
12|05|2013 – Die zwei­te Woche: Alles schläft!

Die zweite Woche von Ida’s Trächtigkeit? Vieles spricht dafür. Nur Ida nicht, die schläft – mehr als sonst und beinahe immer und überall. Ein gutes Zeichen?

Es ist stock­fins­ter als ich die Augen öff­ne. Allein der grü­ne Schim­mer der Zeit­an­zei­ge spen­det etwas Licht. Es ist kurz nach vier, weiß ich einen Blick spä­ter, und mit einem Seuf­zen las­se ich mich zurück in die Kis­sen sin­ken. Als mein Kopf gera­de die pas­sen­de Kuh­le gefun­den zu haben scheint und sich die Augen schon wie­der schlie­ßen wol­len, höre ich es vor mir lei­se atmen. Zöger­lich hebe ich ein Lid – auf den ers­ten zwan­zig Zen­ti­me­tern bloß Baum­wol­le und Dun­kel­heit, dahin­ter undeut­li­che Schat­ten. Als ich die Hand nach einem von die­sen aus­stre­cke, beginnt er zu klop­fen. Gleich­mä­ßig, so wie das Schwanz­we­deln eines Hun­des. Mei­ne Hand tas­tet Fell, einen Augen­blick spä­ter sitzt der Schat­ten über mir. Ich dre­he den Kopf und rei­be mir seuf­zend die Augen. »Es ist kurz nach vier«, flüs­te­re ich dem Schat­ten zu, der nicht nur Fell, son­dern auch eine Schnau­ze und Ohren hat – mit der Uhr­zeit aber schein­bar rein gar nichts anfan­gen kann. »Was machst du da?«, fragt er neu­gie­rig und senkt die Schnau­ze, das höre ich deut­lich, über mein Ohr. »Was machst du da?«, fragt er erneut – und dann ver­schwimmt alles in einem spucki­gen Rau­schen, das mei­ne Ohr­mu­schel wie Wel­len umspült.

Wäh­rend Nell an und für sich eher jene Sor­te von Hund ist, dem man nur ein wei­ches, war­mes Kis­sen anbie­ten muss, um den Tag als gelun­gen bezeich­nen zu dür­fen, sind Ida’s Bedürf­nis­se weit spe­zi­el­ler: Ida möch­te hel­fen. Ida ist jene Sor­te von Hund, die sich, wäh­rend man selbst ver­sucht eine Glüh­bir­ne zu wech­seln, an den Fuß der Tritt­lei­ter setzt und fragt: »Was machst du da?«. Ida ist jene Sor­te von Hund, die genau weiß, in wel­chem Schrank wel­ches Putz­mit­tel auf­be­wahrt wird – nicht nur weiß, wozu man es benutzt, son­dern in der Regel auch wann. Ida ist jene Sor­te von Hund, des­sen größ­te Erfül­lung ein eige­ner Staub­sauger wäre. Ida ist – nein, wohl viel mehr, Ida war: »Was machst du da?«.

»Ich geh ins Bett«, heißt es statt­des­sen – und mit fra­gen­den Bli­cken wird bloß der Kühl­schrank bedacht. Da sich die­ser nur dann und wann öff­net und man dar­über hin­aus nie das zu bekom­men scheint, wonach es dem Bauch gera­de begehrt, rollt man sich behag­lich dane­ben zusam­men und war­tet, ob auf die Hand mit Möh­re und Fen­chel noch wei­te­re fol­gen, die das ersehn­te Wurst­brot end­lich mit sich brin­gen. Und wäh­rend ihr Brust­korb sich hebt und senkt bohrt sich mein Blick durch das glän­zen­de Fell. Streift über die Len­den, streift über den Bauch – und fragt das dar­in mit wach­sen­der Neu­gier still: »Was machst du da?«.

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