Über wunderschön gezeichnete Welpen, Wetten und die Worte aus Goethes Zauberlehrling: Die ich rief, die Geister, die werd ich nun nicht los.
Wenige Tage bevor unsere ersten Welpen das Licht der Welt erblickten hatte ich im Tagebuch dazu aufgerufen einen Tipp abzugeben, der Anzahl und Geschlecht der Welpen voraussagen sollte. Das ist so weit nicht ungewöhnlich – es gibt schliesslich kaum etwas, auf das sich nicht wetten ließe – und wird auch von anderen Züchtern gerne gemacht. Ungewöhnlich klang für viele aber vielleicht der Gewinn, den ich mit einem Augenzwinkern ausgelobt hatte: Ein wunderschön gezeichneter Welpe sollte es sein. Im wörtlichsten Sinne, versteht sich. Oder doch nicht?
In den Tagen darauf häuften sich die Tipps – viele davon von Bekannten und solchen, die bereits ungeduldig auf die Geburt ihres Welpen warteten, dazwischen aber auch immer wieder Namen, die neu und nicht zuzuordnen waren und mich mit offenem Mund an die Worte aus Goethes Zauberlehrling denken ließen: »Die ich rief, die Geister, die werd ich nun nicht los«. Während die einen nämlich verstanden zu haben schienen, dass der Welpe dem Wortsinn nach tatsächlich bloß gezeichnet sein sollte, malten sich die anderen bereits in schönsten Farben aus, wie die Zukunft mit dem geschenkten Hund aussehen könnte. Aber seien wir mal ehrlich: Welcher Züchter würde schon einen Welpen blindlings verschenken? Was wäre das für ein Mensch? Man kann auf vieles wetten – auf ein Hundeleben nicht.
Die Zeit, mir Pinsel und Papier zur Hand zu nehmen und den versprochenen Gewinn selbst zur Welt zu bringen habe ich schlussendlich erst jetzt, nachdem unsere Welpen ausgezogen und auch die letzten Putzlappen ausgewrungen sind, gefunden. Heute machen sie sich endlich auf den Weg – weit in den Norden, weit in den Süden – und werden wohl ihr Leben als gerahmtes Ausstellungsstück verbringen. Für einen Welpen auf Papier, so viel steht fest, könnte es kaum etwas Schöneres geben.
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