Nicht wenige Hunde haben Angst, wenn sie im Auto sitzen. Weit mehr noch haben Angst, wenn sie zum Tierarzt sollen. Beides haben unsere Border Collie Welpen heute hinter sich gebracht …

Ich erin­ne­re mich noch gut an die ers­te Urlaubs­fahrt mit unse­rem Gol­den Retrie­ver, damals war ich gera­de zehn Jah­re alt, und nicht nur für einen Zehn­jäh­ri­gen schien die Fahrt ans Meer unsag­bar weit. Mit dem gut zehn Wochen alten Wel­pen im Kof­fer­raum waren mei­ne Eltern, mei­ne vier Jah­re jün­ge­re Schwes­ter und ich an einem reg­ne­ri­schen Tag zu Beginn der Herbst­fe­ri­en auf­ge­bro­chen, um gemein­sam eine Woche im Feri­en­haus an der See zu ver­brin­gen – in Neu­see­land, wie ich den Leh­rer am letz­ten Schul­tag hat­te wis­sen las­sen. Viel­leicht war es auch Neu­fund­land – das tut, ange­sichts der Tat­sa­che, dass kei­nes von bei­den mit dem Auto zu errei­chen und eben­so wenig am Wat­ten­meer gele­gen ist, nichts zur Sache. Der bis­her neben­säch­li­che Wel­pe schon. Denn kaum hat­te der wei­ße Saab bei Sie­gen die ers­ten Auto­bahn­ki­lo­me­ter hin­ter sich gelas­sen und beschleu­nigt, beschleu­nig­te auch des­sen Magen auf die maxi­ma­le Umdre­hungs­zahl. Nach­dem der Kof­fer­raum am nächs­ten Rast­platz gesäu­bert und das Fahr­zeug gut durch­ge­lüf­tet wor­den war, wur­de der Wel­pe kur­zer­hand in den Fuß­raum des Bei­fah­rer­sit­zes beför­dert. Damals ver­mu­te­te ich, dass es dabei nicht grund­le­gend dar­um ging, dass Hun­de, die vor­ne sit­zen weni­ger spu­cken, son­dern viel mehr um den Vor­satz, den Hund bei nächs­ter Gele­gen­heit aus dem offe­nen Fens­ter zu halten.

Die kur­ze Fahr­stre­cke zu unse­rem Tier­arzt kann es mit der gut vier­stün­di­gen Fahrt zur Nord­see kaum auf­neh­men – auch wenn die Land­stra­ßen im Wes­ter­wald zwei­fels­oh­ne die höhe­re Dich­te an Schlag­lö­chern auf­wei­sen. Die sechs Wel­pen sicher in ihrer Trans­port­box ver­staut, hol­per­te das Auto im Rück­wärts­gang aus der Aus­fahrt, aus dem Kof­fer­raum bloß lei­ser Pro­test – mehr wohl wegen der Box, weni­ger wegen des Fah­rens an sich. Beim Tier­arzt ange­kom­men muss­te ich mich erst ver­ge­wis­sern, ob wir die Wel­pen nicht irr­tüm­lich ver­ges­sen oder unter­wegs, den Schlag­lö­chern sei dank, ver­lo­ren hat­ten – denn nach nicht ein­mal einer Minu­te war das Kon­zert aus dem Kof­fer­raum völ­lig ver­stummt. »Die sind aber brav«, mein­te dann auch der Tier­arzt – und nach­dem jeder den Behand­lungs­raum sorg­sam erkun­det und man gemein­sam einen Sta­pel Papier ver­nich­tet hat­te, wur­de einem nach dem ande­ren ein Trans­pon­der gesetzt. »Die sind aber brav«, hieß es dann schließ­lich wie­der – denn wider Erwar­ten hat­te kei­ner geweint. Bes­tens gestimmt wur­de der Heim­weg beschlos­sen, nur einem wur­de schlecht – Lou – der Rest lag da und schlief.

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