Der eine wünscht sich neues Spielzeug, der andere träumt von Tagen, die sorglos sind, dem nächsten soll bloß Schnee die Tage versüßen und der dahinter will sich am liebsten, bis die Tage vorbei und Tannenbaum und Mistelzweig abgeschmückt sind, unter schweren Decken verkriechen – dort, wo nichts hinkommt von »Halleluja« und »Fürchtet euch nicht«.
Der Heilige Abend beginnt mit der Einsicht, dass feine Gerüche aus gut gefüllten Speisekammern nicht selten auch den bravsten Haushund zum Einbrecher machen. Ein solcher schien nämlich unbemerkt durch die Tür geschlüpft zu sein und sich an den nach Schokolade und Ingwer duftenden Keksen gütlich getan zu haben – die leere Dose blitzblank geleckt, eine kümmerliche Spur von Krümeln auf dem Boden. »Bei aller Liebe«, entfährt es mir, »aber Nell – vierzehn Kekse?« Ganz kleinlaut dreht sich die Diebin unter dem Küchentisch auf den Rücken, beschwichtigt, und lässt fraglos erahnen, dass Reue niemals so süß wie Butterkeks schmeckt. Kaum zwei Stunden später, die Tür nicht verschlossen, sind es Kokosmakronen, die man sich einverleibt. »Bei aller Liebe«, heißt es nun, »aber Nell – wenn du so viel und so unverschämt Zuckerzeug frisst, dann behalt die Bescherung jetzt besser für dich. Wenn die gleich gut durchgekaut unterm Weihnachtsbaum landet, dann mach ich ’ne Schleife um dich drum und geb‘ dich dem Erstbesten mit.«
Weihnachten ist ein Geschenk, das selbst nichts erwartet, das man nur annehmen muss. So wie die Liebe, das gute Gefühl zusammen zu gehören oder die Hand, die der Freund einem reicht – ganz ohne Weihrauch, Gold und Myrrhe, ganz ohne Gans und Glanz und Bratensoße. Nicht das Christkind, das sich mit Geschenken beladen durch die Terassentür zwängt. Nicht der dicke weiße Mantel, der sich schweigend über das Land und gleichwohl alle Nöte, Zwietracht und Unfrieden legt. Nicht die Erwartung, sondern das Leben.
Und während ich wische sei jedem davon am Weihnachtsmorgen das Beste gewünscht.
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