Wer vor der Türe sitzt, der ist draußen. Das draußen bleiben zu müssen unserer Border Collie Hündin Ida kaum gefallen hat, bedarf keiner Worte. Anderes vielleicht aus Hundesicht schon …
Wer vor der Türe sitzt, der ist draußen. Da hilft es auch nichts, wenn man die Nase durch die Gitterstäbe steckt, die drinnen von draußen trennen – denn kaum ist die Nase endlich dort, wo sie hin will, wird einem von drinnen bedeutet, dass man das doch nicht darf und man stattdessen fein Platz machen soll. Fein!
Fein ist Menschensprache und bedeutet, dass man das, was man eigentlich gerade zu tun beabsichtigt, augenblicklich zu lassen hat. Da Menschen sich uns Hunden gegenüber nur sehr selten wirklich klar ausdrücken, sagen sie lieber irgendwas, als auf den Punkt zu kommen – also fein statt sofort! Die meisten Hunde haben allerdings schon im Welpenalter begriffen, dass Mensch nicht möchte, das man sich besonders vornehm benimmt, sondern eben schnell macht: Ein müder Mensch, der im mondbeschienenen Garten ein feines Pipi fordert, will einfach nur wieder ins Warme – und nicht, dass man besonders kunstvoll pieselt.
Fünf Wochen lang habe ich nun also vor der Tür gesessen. Fünf Wochen, in denen jeder rein durfte, nur ich nicht. Nicht, weil ich mich nicht benehmen könnte – das kann ich – nein, schlicht und ergreifend weil ich ich bin. Hat Nell gesagt. Und weil ich nur ich bin und sich Nell auf sechs Welpen aufgeteilt hat, bin ich überstimmt. Meine Menschen nennen das Demokratie – ich nenne das ein Bubenstück.
Während sich Nell in den ersten vier Wochen viel hinter der besagten Tür aufgehalten und mir bloß die Zähne gezeigt hat, wenn ich dieser zu nahe gekommen bin, hat sie in der vergangenen Woche damit begonnen, die alten Lieblingsplätze zurück zu erobern: Mutti hat frei, meint sie. Ich meine, kein Kind ohne Mädchen. Und da ich mich doch recht gut aufs Mädchen sein verstehe – ich bin schließlich eins – habe ich vor einigen Tagen die Gunst der Stunde genutzt und bin klammheimlich durch die halb offene Tür ins Zimmer geschlüpft. Als der Welt beste Kinderfrau habe ich, wie anzunehmen, nicht nur gleich damit begonnen, das bereits arg mitgenommene Spielzeug auf Bissfestigkeit zu prüfen, sondern auch mich selbst schon einmal darin geübt, Mutti zu sein. Fein!
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