Leises Knacken, der Bogen streift das E – und über feinem Staub, der schimmernd im herbstlichen Schein des Nachmittags schwebt, schwillt schließlich die Prélude an. Erst in sich gekehrt, beinahe verhalten, taumeln die Töne bald schwindelnden Höhen entgegen – in den Rillen knistert der Staub von achtzig Jahren. Während Casals den Bogen tänzelnd von Prélude zu Allemande dirigiert, dreht und wendet sich der Hund, der – zurück im Jetzt – genüsslich vor dem Lautsprecher liegt und sich die laue Sonne auf den runden Bauch scheinen lässt, mit einem Seufzen auf die andere Seite. »Mühelos«, meint der Mensch, »mühelos sieht anders aus« und lässt das Maßband mit einem mitfühlenden Blick in der Hosentasche verschwinden. Gut zwölf Zentimeter mehr sind es, so viel steht fest – zwölf mehr als vor sechs Wochen. Wer will es Hund da noch verübeln, dass – zufriedenes Schnarchen – es statt zwei großer nun drei kleine Mahlzeiten, statt der langen Spaziergänge nun gerne Mußestunden zu Celloklängen sein dürfen? Letzteres, wann immer sich die Nadel in die Rille senkt und das sonore Schwingen der Saiten erklingt – alle Viere von sich gestreckt, das Vibrieren der Dielen als Verstärker.
Ich möchte bezweifeln, dass meinem Hund bekannt ist, was man – im Hinblick auf die Entwicklung des Ungeborenen – über den Genuss klassischer Musik sagt. Gleichwohl der Nutzen nicht bewiesen und wissenschaftlich äußerst umstritten ist: Sollten die Welpen später mit außerordentlicher Intelligenz gesegnet sein, muss ich wohl nicht nur mein Urteil revidieren, sondern auch in Frage stellen, inwiefern mich selbst der mütterliche Musikgeschmack pränatal programmiert hat. Ist die Vorliebe meiner Generation für schwedische Möbelhäuser letzten Endes dem »Waterloo« der siebziger Jahre zu verdanken? And I have met my destiny in quite a similar way …
Noch drei Wochen bis zum errechneten Geburtstermin, die Wurfkiste steht.
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