Das Ergebnis der HD-Untersuchung unserer Nell ist endlich da!

Einen Helm zu tra­gen soll Sicher­heit geben. Ein Helm soll das, was er behelmt, vor Ein­schlä­gen schüt­zen und Ver­let­zun­gen ver­hin­dern. Ein redens­art­li­cher Helm hin­ge­gen – der vor­nehm­lich drückt und den Blick auf das Wesent­li­che ver­sperrt – ist für sei­nen Trä­ger nur eine Last, die es nach Mög­lich­keit abzu­le­gen gilt.

Vier Wochen habe ich einen Helm getra­gen. Vier Wochen, in denen ich viel gedacht und noch mehr gezwei­felt habe. In denen ich gedank­lich jede Bege­ben­heit durch­ge­gan­gen bin, bewer­tet und begut­ach­tet habe – Lini­en, Win­kel, Spal­ten – bloß um dann doch wie­der bei Null zu begin­nen. Bei­lei­be hät­te ich nicht damit gerech­net, dass eine bei­läu­fig getrof­fe­ne Aus­sa­ge ein gan­zes Gedan­ken­ge­bäu­de zum Ein­sturz brin­gen kann. Sie kann: »Schlimms­ten­falls ist das ein C«.

Als wir vor vier Wochen aus Gie­ßen zurück­ka­men, war noch nicht dar­an zu den­ken über die Trüm­mer hin­weg zu lächeln. In der ers­ten und zwei­ten Woche dar­auf gelang das hin­ge­gen ganz gut – zum einen kön­nen schließ­lich auch die Halb­göt­ter der Rönt­gen­dia­gnos­tik nicht als unfehl­bar gel­ten, zum ande­ren ver­schafft einem das Stu­di­um ein­schlä­gi­ger Fach­li­te­ra­tur zumeist so viel Ablen­kung, dass der blo­ße Gedan­ke durch die, wenn über­haupt, nur theo­re­ti­sche Hypo­the­se »Diver­gie­ren­der Gelenk­spalt« über­la­gert wird. Zu Beginn der drit­ten Woche begann die Last des bedroh­li­chen Helms aller­dings bei­na­he uner­träg­lich zu wer­den. Um dem ein Ende zu set­zen blieb nur eins: Bei Dr. Koch anzurufen.

Nach etli­chen Tele­fo­na­ten stell­te sich her­aus, dass die Rönt­gen­bil­der noch gar nicht befun­det waren – das Paket der Zucht­buch­stel­le, in dem sich nach eini­gem Suchen auch das zwei­fel­haf­te »C« befand, war erst am Vor­tag zuge­stellt wor­den. Das bedeu­te­te uns, auch wenn Dr. Koch ver­sprach, dass es nun zügig vor­an gehen wer­de, dass wir uns statt mit dem Befund, wei­ter­hin mit der bereits bekann­ten, unbe­que­men War­te­bank zufrie­den geben mussten.

Ges­tern Abend kamen Nell und ich, nach einem übli­chen Tag im Büro, eine Stun­de frü­her als sonst nach Hau­se. Das Blin­ken des Anruf­be­ant­wor­ters bemerk­te ich dabei nicht. Zwei Stun­den spä­ter aller­dings tipp­te ich schließ­lich, wohl eher, um das hek­ti­sche Blin­ken zu been­den, im Vor­bei­ge­hen doch den Wiedergabeknopf:

»Pra­xis Dr. Koch in Oer­zen, Dier­ßen am Tele­fon, Guten Tag! Ja … wegen ihren Befun­den … sie haben wegen ihrem Hund ange­ru­fen, ein Bor­der Col­lie mit der Zucht­buch­num­mer 13132. Ihr Befund ist …«.

Der letz­te Teil der Nach­richt wur­de durch einen Zwi­schen­ruf aus der Küche über­tönt, der frag­te, ob die Anru­fe­rin ihre Num­mer hin­ter­las­sen habe. Mir schlug das Herz bis zum Hals – und unter dem Helm auf mei­nem Kopf begann es zu krib­beln. Nach­dem ich die Nach­richt ein zwei­tes, drit­tes und vier­tes Mal abge­hört hat­te, war der Helm schließ­lich ver­schwun­den – und statt sei­ner hall­ten die letz­ten Wor­te der Nach­richt in mei­nem Kopf nach:

»Ihr Befund ist ein A, sie kön­nen ankö­ren lassen«.

Ich den­ke, das ist eine ganz gute Idee. Und um spre­chen­de Hel­me und Hüte soll sich in Zukunft wie­der J. K. Row­ling kümmern.

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